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: Wo Papst draufsteht, ist Papst drin

Papst Benedikt XVI. ist gegen die Homoehe, künstliche Befruchtung und Kondome – und erntet heftige Kritik. Aber wozu? Er sagt doch nur, was er als Boss des Vatikans sagen muss

In Kommentaren und Feuilletons, wie jüngst auf Deutschlandradio, ist der Widerhall noch zu hören – und alle Kritiker tun überrascht und empört: Der neue Papst, Kardinal Ratzinger in der neuen Rolle von Benedikt XVI., hat sich öffentlich gegen staatlichen Schutz für homosexuelle Partnerschaften, gegen Aidsprävention mit Hilfe von Kondomen und gegen künstliche Befruchtungen ausgesprochen. Formuliert hat er seine Verdikte traditionell: Homoehen seien „Pseudoehen“ und eine moralische Verhöhnung der klassischen Mann-Frau-Ehekombination; der Behandlung von an Aids Leidenden sei man verpflichtet, aber als Prävention nur die Enthaltsamkeit mit Christlichkeit vereinbar; die künstliche Befruchtung pfusche dem, was sie unter Gott verstehen, ins Handwerk, ja: in die Fügung.

Aber ist das nicht bekannt? War das nicht bei allen heute erinnerlichen Päpsten so? Wieso tun jetzt alle so überrascht, wenn Benedikt XVI. das auch herausstreicht – dass die katholische Kirche eben fundamental denkt, nicht, nach ihrem Empfinden, dem Zeitgeist nah? Nein, das ist absichtliche Naivität auf einem Feld, auf dem man doch vom Vatikan erwarten darf, dass er nicht plötzlich liberal wird. Weshalb sollte der Papst nicht sagen können, was er zu sagen hat? Warum verlangt man, der Lesben- und Schwulenverband Deutschland wie viele andere, von ihm und den Seinen, zu werden, wie sie nicht sein wollen?

Der Papst ist ein Meinungsmacher, kein Allesmeinungsmacher – denn das ist das Tröstliche. Das Mittelalter ist vorbei, Religionen haben nur noch ein Wort und keines mehr als andere: Der Papst bringt seine Seufzer, denn er ist, religiös gesehen, eine bedrängte Kreatur. Meinungsfreiheit gilt auch für ihn. JAF