Deutsche Identität

Rechter Kommers mit umstrittenem Gastredner darf morgen im Hamburger Rathaus stattfinden

Morgen soll Professor Konrad Löw bei der 125-Jahrfeier der Burschenschaft „Corps Irminsul“ (CI) eine Festrede über „Deutsche Identität in Verfassung und Geschichte“ halten. Der Titel des Vortrags für den Kommers im Ratsweinkeller des Hamburger Rathauses lässt Schlimmes ahnen. Denn ein Aufsatz Löws mit demselben Titel sorgte bei der Bundeszentrale für politische Bildung für einen Skandal.

Im April 2004 sah sich diese genötigt, den von ihr veröffentlichten Artikel zurückzuziehen. Löws Aufsatz sei „geeignet“, die „deutschen Verbrechen während der nationalsozialistischen Diktatur zu verharmlosen“ und die „Abstreitung der deutschen Urheberschaft an den Verbrechen“ voranzutreiben.

So führt der eremitierte Professor aus: „Wir sollten jenen entgegentreten, die allgemein von deutscher Schuld sprechen, wenn damit gemeint ist, dass die große Mehrheit der damals lebenden Deutschen mitschuldig gewesen sei“, oder dass auch „Juden“ in den „Judenräten“ „als Häscher, als Polizisten, in den Gaskammern“ an den „Endlösungsplänen“ mitwirkten.

Dass die Täter die Opfer seien, ist ein gängiges antisemitisches Klischee. In der National-Zeitung der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU) bewertete Löw das Verhalten der Bundeszentrale als „neurotische Reaktion“ und in der extrem rechten Wochenzeitung Junge Freiheit meinte er: „Das ist Zensur.“

Den umstrittenen Text setzte die Hamburger „Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft“ (SWG) auf ihre Website. Die SWG, so der Verfassungsschutz, unterhält rechtsextreme Beziehungen. Ihrem Vorstand gehört ein „Alter Herr“ des CI an: Roger Zörb. Der ist stellvertretender Landeschef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU in Hamburg, hat Verbindungen zum extrem rechten „Bismarckbund“ und dem neu-rechten „Institut für Staatspolitik“ (IfS).

Nach dem Schritt der Bundeszentrale plante das IfS zusammen mit dem 2004 wegen Antisemitismus-Vorwürfen aus Partei und Fraktion ausgeschlossenen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann, Brigadegeneral a. D. Reinhard Günzel und Löw im Münchener Löwenbräukeller eine Veranstaltung wegen der vermeintlichen Unterstellung des Antisemitismus. Die Betreiber kündigten den Mietvertrag. Vielleicht müssen sich auch in Hamburg die Veranstalter um einen neuen Raum bemühen. Andreas Speit