klinikchef
: Eine Zumutung für das Betriebsklima

Wer schon einmal mal im Krankenhaus gelegen hat, weiß um die heilende Wirkung einer positiven Atmosphäre. Ein Lächeln der Pflegerin oder des Pflegers kann manchmal Wunder wirken. Doch haben die Mitarbeiter der städtischen Kliniken in Köln noch Grund zum Lachen?

KOMMENTAR VONFRANK ÜBERALL

Nach der Wiederwahl von Wilhelm Hecker als Chef wohl kaum. Mehr als 460 Ärzte, Krankenschwestern und Techniker haben mit ihrer Unterschrift gegen den umstrittenen Manager protestiert. Trotzdem stimmte der Aufsichtsrat für Hecker. Jetzt müssen die Mitarbeiter fünf weitere Jahre mit ihm klar kommen.

Die Umstände der Abstimmung werden dabei negativ in die Geschichte der Kliniken eingehen. Im Parforceritt wurde die Entscheidung durchgeprügelt, weil der mächtige Rolf Bietmann sich in der CDU für Hecker stark gemacht hat. Die SPD zog mit, weil sie ihre versprochenen großkoalitionären Pöstchen sichern will. Es wurde an allen Hebeln der Macht gezogen, um Hecker in Amt und Würden zu halten. Trotzdem fiel das Ergebnis denkbar knapp aus. Immerhin.

Die DuMont-Zeitungen, die offensichtlich ohne journalistische Überprüfung am Wahltag Reklame für Hecker gemacht haben, werden in den nächsten Monaten sehen, ob sie sich damit einen Bärendienst erwiesen haben. Denn Hecker hat mit Untersuchungen und Ermittlungen noch so viel Ärger am Hals, dass die Verunsicherung groß ist.

Hecker steht vor der Herausforderung, wieder für ein anständiges Betriebsklima zu sorgen. Dazu müssen gewiss beide Seiten ihren Beitrag leisten. Doch vor allem ist es jetzt an dem früheren Staatssekretär Blüms, die Kritik seiner Mitarbeiter aufzunehmen und daran zu arbeiten, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die Art und Weise, wie Hecker bislang mit Kritik umging – oder besser gesagt nicht umging –, lässt allerdings Zweifel aufkommen, ob er dazu fähig sein wird.

Hecker wird sich und seinen Stil ändern müssen. Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Auseinandersetzungen in den städtischen Kliniken zu einer Katastrophe ausweiten. Für „Heuschrecken“ wäre das ein gefundenes Fressen. Bleibt zu hoffen, dass die jüngste Teilnahme Heckers an einer Podiumsdiskussion zur schnellen Privatisierung öffentlicher Krankenhäuser da kein schlechtes Omen ist.