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: Emig und die Detektive

Wie gut, dass U-Häftlinge einen Anspruch auf Fernsehen haben. Wenn am Samstag die „Tour de France“ startet, kann Jürgen Emig also ARD gucken.

Am Mittwoch war der ehemalige Sportchef des Hessischen Fernsehens wegen Verdunkelungsgefahr festgenommen worden, noch am Abend erließ der zuständige Richter Haftbefehl. Es geht um den Verdacht der Bestechlichkeit und des Betrugs. Emig soll jahrelang Firmen, die Kunden der Media-Agentur seiner Frau sind, in HR-Sportsendungen platziert haben.

Für die ARD und den HR kocht der alte Skandal zur Unzeit wieder hoch: Da hatte man Emig im März 2004 honorig die Möglichkeit geboten, aus eigenem Ermessen um die „Entbindung“ von seiner „Leitungsaufgabe“ zu bitten, um „weiteren Schaden von sich selbst und vom Hessischen Rundfunk abzuwenden“. Man betraute den Ex-Sportchef seitdem mit „Sonderaufgaben“ und hoffte anscheinend darauf, dass Gras über die Sache wachse – im Oktober sollte Emig schließlich in „passive Altersteilzeit“ abtauchen und das Problem für den HR erledigt sein. Und parallel ermittelte die Staatsanwaltschaft.

„Wir betonen, dass sich das Verfahren nicht gegen den HR, sondern die Person Emig richtet“, sagt HR-Sprecher Michael Dartsch. Formal ist das richtig. Aber es nützt nichts. Denn danach wird das Eis beim HR dünn: Ja, es hatte 2004 eine erste Überprüfung der Vorwürfe gegen Emig gegeben. Ergebnis: Unregelmäßigkeiten ausgeschlossen. Intendant Helmut Reitze kündigte aber schon mal „Konsequenzen für den Fall an, dass weitere Prüfungen Anhaltspunkte für eine sachfremde Beeinflussung der Sportberichterstattung ergeben sollten“. Warum denn? Und einen konkreten Bericht über diese „weiteren Prüfungen“ sucht man beim HR vergeblich. Eine Woche später war Emig weg. Er habe seitdem „Programmschwerpunkte redaktionell und administrativ betreut“, so Dartsch, aber natürlich nicht mehr im Sport.

Und was sagt der HR-Rundfunkrat, Selbstaufsicht und höchstes Gremium der Anstalt in einem, zu alle dem? Nichts: Der seit Februar 2005 amtierende Ratsvorsitzende Alfred R. Möhrle ließ ausrichten, er wisse auch nur, was in der Presse stehe. STG