Verschuldetes Krankenhaus geschlossen

In Rheda-Wiedenbrück muss ein Krankenkhaus schließen: Krankenkassen verweigerten Kostenübernahme, die PatientInnen wurden in andere Hospitäler verlegt. „Ein brutales Verhalten“, sagt die Bezirksregierung

RHEDA-WIEDENBRÜCK dpa ■ Erstmals in Nordrhein-Westfalen ist im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück ein Krankenhaus während des laufenden Betriebes wegen Insolvenz geschlossen worden. Grund sei die Weigerung der Krankenkassen, vom 1. Juli an die Kosten für das Evangelische Krankenhaus im Stadtteil Rheda zu übernehmen, sagte gestern der Sprecher der AOK Westfalen-Lippe, Karl-Josef Steden. Es gebe keinen rechtlich wirksamen Bescheid der Bezirksregierung für das Weiterbestehen des Krankenhauses. Der Detmolder Regierungspräsident und der Verwaltungsleiter der Krankenhauses wiesen diese Darstellung zurück.

„Viele Krankenhäuser stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand“, sagte der Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW, Lothar Kratz. Es sei aber das erste Mal, dass von einem Tag auf den anderen ein Krankenhaus geschlossen wurde. „Möglicherweise ist das auch bundesweit ein einmaliger Vorgang“, sagte Kratz.

Nach Angaben von Krankenhaus-Verwaltungschef Harald Geier war die Klinikleitung erst am Donnerstag von den Kassen informiert worden, von Juli an die Kosten nicht mehr übernehmen zu wollen. Daraufhin waren rund 50 Patienten mit Krankenwagen in andere Kliniken, teilweise bis nach Dortmund, verlegt worden. Der Insolvenzantrag wurde am Freitag gestellt. „Dass die Betriebsgenehmigung des Krankenhauses nur bis zum 30. Juni läuft, war seit langem klar“, so AOK-Sprecher Steden.

Die Schließung des Krankenhauses ist bereits seit 1996 im Gespräch. Inzwischen hatten sich Krankenhaus und Kassen auf eine Schließung zum 30. Juni 2005 geeinigt. Allerdings wurde im Juni vom Düsseldorfer Gesundheitsministerium die Fusion mit dem Städtischen Klinikum Gütersloh beschlossen. Diese Fusion ist jetzt gescheitert.

Der Detmolder Regierungspräsident Andreas Wiebe kritisierte die Krankenkassen. „Es gibt einen rechtskräftigen Bescheid für die Fusion“, sagte er. Das Verhalten der Kassen sei „ungerechtfertigt und brutal.“