Streit um Geld beendet Lausitzer Pläne

Das Naturschutzprojekt Lausitzer Seenland steht vor dem endgültigen Aus. Umweltschützer geben Sachsen die Schuld

DRESDEN taz ■ Es ist schon das zweite Begräbnis für das Naturschutzgroßprojekt „Lausitzer Seenland“, das die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nun verkündet hat. Im Dezember des Vorjahres hatte sich der Verband bereits als Projektträger für das Renaturierungsprojekt der Tagebaulandschaft zurückgezogen, weil das sächsische Umweltministerium die Flächen nicht an die Lausitzer Seenland GmbH verkaufen wollte, deren Hauptgesellschafter die DUH ist. Stattdessen sollte der kommunale Zweckverband Elstertal zum Zuge kommen. Und selbst diese Option scheint nun dahin: Am 30. Juni endete die Frist, bis zu der die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) die Flächen zum Verkauf an das Projekt vorhalten sollte.

Die DUH hatte in dem neu geschaffenen Seengebiet naturnahe Rekultivierung der früheren Braunkohletagebaue, Tieransiedlung und sanften Tourismus miteinander verbinden wollen. Bis zu ihrem Rückzug hatte sie rund 300.000 Euro in das Projekt investiert, unter anderem für den Kauf einer Teilfläche des insgesamt 5.760 Hektar großen Gebietes nördlich von Hoyerswerda. Das sei eigenes Risiko gewesen, betont Katrin Schöne, Sprecherin des sächsischen Umweltministeriums.

Zuletzt hatte die DUH versucht, ihre Anteile an der Lausitzer Seenland GmbH an den künftigen Mehrheitsgesellschafter, den Zweckverband Elstertal, zu verkaufen. Der aber wollte nur 25.000 Euro zahlen. Für DUH-Geschäftsführer Jörg Dürr-Pucher war das inakzeptabel. „Wir hatten unser gesamtes Großspendenmarketing auf das Lausitzer Naturschutzprojekt ausgerichtet und müssen uns auch vor unseren Spendern rechtfertigen“, sagte er. Nach langen Verhandlungen stand einer Forderung von 125.000 Euro ein Angebot von 57.000 Euro gegenüber.

Der Freistaat Sachsen lehnte es ab, für die Differenz einzuspringen. „Der Konflikt sollte nicht auf unserem Rücken und auf dem des Steuerzahlers ausgetragen werden“, so Sprecherin Schöne. Die DUH wies ihrerseits den Vorschlag des Freistaates zurück, den tatsächlichen Wert der Gesellschaftsanteile vom sächsischen Rechnungshof prüfen zu lassen. „Dann wären wir wahrscheinlich bei der Bilanzsumme von 57.000 Euro gelandet, die das unternehmerische und ideelle Engagement der vergangenen fünf Jahre nicht berücksichtigt“, befürchtet Geschäftsführer Dürr-Pucher.

Umweltminister Stanislaw Tillich (CDU) hält verbal weiterhin an dem Renaturierungsprojekt fest und unterstellt seinerseits der DUH, es ginge ihr nur um Geld. „Das grenzt an üble Nachrede“, kommentiert der bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi aus Dresden. Das sächsische Umweltministerium trage die Hauptverantwortung für das Scheitern des hoffnungsvollen Projekts, wenn es die DUH mit „fadenscheinigen Argumenten“ herausgedrängt habe.

Thomas Hagbeck, Sprecher des Bundesumweltministeriums, das das Projekt zu 80 Prozent fördert, kann das sächsische Verhalten ebenfalls „nicht nachvollziehen“. Die Fördersumme von 4,5 Millionen Euro für die Hauptphase der Renaturierung stehe für einen neuen Projektträger nach wie vor bereit. Dieser müsse allerdings eine vergleichbare Naturschutzkompetenz wie die DUH mitbringen, und das sei beim Zweckverband Elstertal fraglich. „Es genügt nicht, den Naturschutz einfach in die Satzung zu schreiben.“

Vor dieser Überprüfung aber soll am Donnerstag dieser Woche in einem Gespräch der Flächeneigentümerin, der LMBV, mit dem Zweckverband geklärt werden, ob die abgelaufene Verkaufsoption verlängert werden soll – und wenn ja, für wie lange. „Wir haben das Projekt immer unterstützt und wollen auch nicht als sein Totengräber dastehen“, betont der für Liegenschaften bei der LMBV zuständige Thomas Kuhne. Die Umwelthilfe wird sich voraussichtlich auf ihre 70 Hektar am Erikasee zurückziehen. Der liegt in Brandenburg, wo die Zusammenarbeit viel besser klappe, so Dürr-Pucher. MICHAEL BARTSCH