Auf geht’s zu den Negern!

Keine leichte Entscheidung für Edmund Stoiber: nach Berlin gehen? Oder doch in München bleiben?

VON ALBERT HEFELE

Diese Tage sind große Tage. Voll mit großen Momenten, in denen deutsche Geschichte geschrieben wird. Wohl dem, der da mittenmang sein darf. Ede Stoiber ist absolut mittenmang. Mitten im Geschehen, aber auch mitten im Schlamassel. Er könnte in München bleiben, da ist es schön kuschelig, aber es wird nie was mit der Weltgeltung. Oder er geht nach Berlin und rettet Deutschland. Oder er landet im Politbarometer noch hinter Westerwelle. Stoiber hat einige der besten Köpfe Bayerns um sich versammelt, um ihren Rat einzuholen …

Stoiber (telefoniert): Ja – äh – ja. Wie eure Heilig… also meinen. Gelobt sei Jesus Christus. Amen. Max Strauß (träge): Wäa woa des?

Stoiber (stolz): Der Ratz… der Heilige – äh – Vater.

Uschi Glas (gelangweilt Bräunungscreme auftragend): Und? Was sagt er?

Stoiber (verlässlich grienend): Der Ratz… – äh – der Heilige Vater – äh – möchte mich gerne am – äh – Scheitelpunkt der Familienplanung – äh – sehen. Auf dass ich die unselige Kondomerei endlich – äh – banne. Familienminister sei das Richtige – äh – für mich …

Uschi Glas (rabiat): So ein Schmarrn. Das ist doch der größte Schmarrn überhaupt: Familienminister!

Max Strauß (sabbernd): Des geht doch net. Des is doch die Moni.

Stoiber (gütig): Äh – Max – äh – nicht mehr.

Max Strauß (stur glotzend): Ja warum denn nicht? Des war doch oiwei die Moni!

Uschi Glas (gefühllos wie immer): Da war doch die Affäre. Das weißt du nicht, da warst du doch noch in der Anstalt …

Stoiber (ordnend den Zeigefinger hebend): Äh, halt, da war der Max schon draußen. Gell, Max?

Max Strauß (aufbrausend): Woss denn für eine Anschtalt? In Kuur woar ich! In Kuuur!

Stoiber (um Ruhe wedelnd): Bitte – äh – wir, beziehungsweise ich – äh – wir wollten doch – äh – uns eventuell eine Meinung bilden, wegen – äh – mir undsoweiter.

In diesem Moment geht die Tür auf. Otto Wiesheu schlängelt sich rasch herein und versteckt sich zügig hinter einem Vorhang.

Stoiber (erfreut): Otto! Da bist du ja endlich – äh – wir haben – äh – schon ohne dich angefangen!

Wiesheu (dumpf hinter dem Vorhang): Tschuldige, Edmund. Ich konnt nicht eher. Diese hunds Fußgänger. Ich hab wieder einen überfahren müssen. Jetz san die Schandi* hinter mir her!

Stoiber (alle Zähne zeigend): Mein Gott – äh – das kommt schon mal vor. Wir sind doch, äh, alle kleine Sünderlein – äh – aber wir kommen nicht recht weiter Otto … Otto?

Max Strauß (stumpf): Mach doch an Verkehrsminister, des konn doch a jeder Depp.

Wiesheu (frech hinter dem Vorhang hervorlugend): Wennst du mich fragst: Außenminister. Da fährst ab und zu zu de Neger und dann hast Feierabend. Das ist ein prima Job. Schau den Fischer an, der ist nicht umsonst so fett.

Stoiber (sauber die Hände faltend): Das ist ein – äh – erstklassiges Argument. Was tät ich ohne dich, Otto? Ich ruf nur schnell den Ratz – äh – heiligen Dings an.

Die Entscheidung ist gefallen. Alle schlagen sich auf die Schultern, und sogar Otto Wiesheu traut sich hinter seinem Vorhang vor. Und die Neger können sich schon mal warm anziehen.

*bair.: Gendarmen