Die zweifach Ausgegrenzten

Maria Halke war sechzehn, als die Sudetendeutschen 1938, nach dem Münchner Abkommen, „heim ins Reich“ geholt wurden. „Es war ein guter Staat, es war auch unser Staat“, sagt sie noch heute – über die Tschechoslowakei. Sie sagt auch: „Es ist wie eine enttäuschte Liebe“

von ALENA WAGNEROVÁ

Es sind zwei alte Bleistifte der Marke Koh-i-noor, die uns einander näher bringen: Auf dem einen, hellbraun und sorgfältig angespitzt, steht auf Tschechisch „Abgeordnetenkammer der Nationalversammlung“, auf dem anderen, gelb und etwas kürzer, mit einem Ende aus weißem Bakelit, ist in goldenen Lettern „Wladislavsaal 24. 5. 1934“ geprägt.

„Mit diesem Bleistift hat mein Vater damals Präsident Masaryk gewählt“, sagt Maria Halke nicht ohne Stolz, als sie mir die beiden Stifte zeigt. Aus demselben Umschlag zieht die 83-Jährige den Ausweis ihres Vaters aus dem Jahr 1929 hervor sowie eine Broschüre des tschechoslowakischen Abgeordnetenhauses aus dem Jahr 1926 mit Namen und Fotografien aller Abgeordneten, den Lebensdaten, der Nationalität, Beruf und Parteizugehörigkeit. Neben dem Bild ihres Vaters steht „Otto Halke, Landwirt, Abgeordneter für die deutsche Partei Bund der Landwirte“. Zum Schluss fallen aus dem Umschlag noch zwei silberne Zehn-Kronen-Münzen mit Jan Masaryks Porträt.

Dass ich diese fast achtzig Jahre alten Erinnerungsstücke an die Vorkriegstschechoslowakei in einer bayerischen Stadt zu sehen bekäme, noch dazu im Haus einer Frau, die man nach gängigen Kriterien als Sudetendeutsche bezeichnen würde, hatte ich wirklich nicht erwartet. Auf meine Frage, warum ihr Vater diese Erinnerungsstücke mitgenommen hat, als er nach dem Krieg seine Heimat verlassen musste, schaut mich Frau Halke etwas verwundert an und sagt: „Aber es war doch auch unser Staat. Und er ist es noch immer. Es war ein guter Staat.“ Ein solches vorbehaltloses Bekenntnis zur Vorkriegstschechoslowakei habe ich bisher von keinem unserer ehemaligen deutschen Mitbürger gehört. „Wir hatten damals die Vorstellung, die Entwicklung würde in Richtung einer zweiten Schweiz führen“, ergänzt Maria Halkes Freundin, die ebenfalls in Weißkirch bei Jägerndorf, heute Krnov, geboren wurde. Auch ihre sozialdemokratische Familie gehörte zu denjenigen, die damals in Opposition zur profaschistischen Henlein-Bewegung standen.

Die Bilder von Sudetendeutschen, wie sie Adolf Hitler zujubeln, haben sich tief eingegraben ins tschechische Kollektivbewusstsein, bis heute sind sie jederzeit wieder abrufbar. Die zum Hitlergruß ausgestreckten Arme verstellen auch sechzig Jahre nach Kriegsende den meisten Tschechen den Blick auf diejenigen tschechoslowakischen Bürger deutscher Nation, für welche das Münchener Abkommen von 1938 – das den „Anschluss“ der deutsch besiedelten Grenzgebiete der Tschechoslowakei an das Dritte Reich besiegelte – die gleiche Tragödie bedeutete wie für ihre tschechischen Mitbürger.

Die tschechische Journalistin Milena Jesenská – als Adressatin von Franz Kafkas „Briefe an Milena“ weltberühmt – hat in ihren beeindruckenden Reportagen aus den Grenzgebieten im Krisenjahr 1938 einige dieser sudetendeutschen Nazigegner porträtiert und die Solidarität festgehalten, die zwischen den tschechischen Demokraten und den antifaschistischen Deutschen damals entstand. Auch wenn die Gegner der Henlein-Bewegung – überwiegend waren sie Sozialdemokraten, Kommunisten oder Katholiken – unter den Sudetendeutschen nur eine Minderheit darstellten: Gerade sie verdienen besonderen Respekt, weil sie für ihre mutige Haltung in der Regel einen hohen Preis bezahlen mussten. Unter den Nationalsozialisten erlebten sie Boykott und Diskriminierung durch ihre fanatisierten Volksgenossen, nahmen Verfolgung, Emigration, Haftstrafen und Konzentrationslager auf sich – und nach dem Weltkrieg gehörten Vertreibung und Zwangsaussiedlung auch zu ihren Lebenserfahrungen.

In der Zeit des Kalten Krieges waren diese „untypischen“ Sudetendeutschen für beide Seiten unbequem: für die Sudetendeutsche Landsmannschaft, weil sie mit ihrer pro-tschechoslowakischen Haltung die Darstellung der Vorkriegstschechoslowakei als eines „Kerkers der deutschen Minderheit“ störten; und für das kommunistische Regime, weil dieses wiederum das Feindbild von den faschistischen Sudetendeutschen brauchte, vor deren revanchistischen Gelüsten die Tschechen nun auf alle Ewigkeit die Sowjetunion schützen sollte.

Otto Halke, in den 20er- und 30er-Jahren Abgeordneter der tschechoslowakischen Nationalversammlung, und seine Tochter Maria gehörten zu diesen doppelt Verfolgten. Als Sudetendeutsche würden sich Maria Halke und ihre Freundin allerdings nicht bezeichnen. Sie sind Schlesierinnen, sie stammen aus dem Teil Schlesiens, der Maria Theresia nach dem verlorenen ersten preußisch-österreichischen Krieg (1740–1742) übrig blieb. In Schlesien war es eine jahrhundertealte Erfahrung, dass Regierungen und Herrscher wechselten, aber die Menschen blieben. Die Familie Halke etwa ist auf ihrem Hof seit dem Dreißigjährigen Krieg in den Matrikeln belegt. „Wir haben die Schweden überlebt, Friedrich den Großen, im Jahr 1866 die Preußen, die Cholera – nur den Nationalismus nicht“, sagt Maria Halke. Einen Teil der Identität der Bewohner der Region bildete das schlesische Sprachidiom mit seinen spezifischen Ausdrücken. Maria Halke weiß, dass sie und ihre zwei Freundinnen zu den Letzten gehören, die es noch sprechen. Schon seit Jahren hält sie typische Ausdrücke aus ihrer alten Heimat fest.

Wir haben den neuen tschechoslowakischen Staat akzeptiert“, erklärt Maria Halke. „Das war für uns ganz normal. Der Bauer denkt nicht an Umstürze, er ist erdgebunden und will dort bleiben, wo er ist und wo er sich zugehörig fühlt – gleich ob ein Kaiser oder jemand anderer regiert. Wo man auch lebt, muss man sich anpassen – so waren wir erzogen. Für uns Schlesier war das kein Problem, weil wir nie Nationalisten waren. Meine Mutter stammte von der Sprachgrenze, die Menschen dort, Tschechen wie Deutsche, hatten Felder nebeneinander und lebten friedlich zusammen, auch wenn sie nicht untereinander heirateten. Und außerdem, das betonte immer mein Vater, war die Tschechoslowakei in den Zwanzigerjahren eine Insel inmitten von Inflation und Zusammenbruch, und wir waren dankbar, dass uns beides erspart blieb. Wir lebten zu nahe an der Grenze, als dass wir nicht gesehen hätten, was sich auf der anderen Seite tat.“

Otto Halke bewirtschaftete in Weißkirch bei Jägerndorf etwa 20 Hektar Felder, Wiesen und Wald. In den 20er-Jahren trat er in die von Franz Spina, Professor für Slawistik an der Deutschen Universität in Prag, gegründete Partei Bund der Landwirte ein, die im Parlament die Interessen der deutschen Bauern vertrat. Der Bund stand für eine Politik des so genannten deutschen Aktivismus: Man lehnte die neue tschechoslowakische Republik nicht ab, sondern beteiligte sich im Gegenteil an ihrem Aufbau – nicht zuletzt, um damit die Situation der deutschen Minderheit zu verbessern. 1926 wurde Franz Spina Minister in der tschechoslowakischen Regierung und Otto Halke Mitglied des Abgeordnetenhauses. „Tschechisch konnte der Vater nicht, er war nicht sprachbegabt. Aber im Parlament störte das niemanden. Seine Reden hielt er auf Deutsch, und sie wurden von einem Dolmetscher übersetzt.“

Weißkirch war bis 1918 ein rein deutsches Dorf gewesen. Neben Landwirten lebten dort auch Fabrikarbeiter aus dem benachbarten Jägerndorf. Erst nach der Gründung der Ersten Republik zogen in die Gemeinde ein paar tschechische Familien von Post- und Bahnangestellten. Im Leben des Dorfes änderte sich dadurch wenig. Eine radikale Wende brachte erst die Henlein-Bewegung, die in der zweiten Hälfte der Dreißigerjahre ihren Siegeszug durch die Grenzgebiete begann. Auch in Weißkirch schloss sich ihr die Mehrheit der Bewohner an.

Was in die Menschen in dem bisher ruhigen Dorf plötzlich gefahren war, darüber rätseln Frau Halke und ihre Freundin bis heute. Die Weltwirtschaftskrise, die hohe Arbeitslosigkeit reichen für sie als Erklärung nicht aus. „Es gab welche, die haben total ihre Gesinnung gewechselt, waren streng gläubig – und plötzlich sind sie aus der Kirche ausgetreten.“ Wie viele blieben übrig, die sich nicht angeschlossen hatten? Die Antworten der beiden Frauen überschlagen sich: „Vielleicht zehn. Der Pfarrer, ihr, wir …“ Dann nennen sie noch ein paar Namen, die nur ihnen etwas sagen.

„Die Menschen drängen immer zur Mehrheit. Und der Widerstand ist immer sehr unangenehm, selbst auf der untersten Ebene“, sagt Maria Halke, als wolle sie die Menschen im Dorf entschuldigen. „Wenn Sie gegen den Strom schwimmen, haben Sie viele Risiken, die Sie vorher nicht übersehen können. Das kann lebensgefährlich sein.“

Diese Erfahrung machte auch der Vater ihrer Freundin. Beim Kleben von Wahlplakaten für die Sozialdemokraten wurde er von Henlein-Jüngern überfallen und zusammengeschlagen. „In die Schule zu gehen war für mich damals ein Spießrutenlaufen“, erinnert sich die Tochter. Von Infiltration durch die Henlein-Anhänger blieb letztlich auch Spinas Bund der Landwirte nicht verschont. Nicht nur dass er bei den Wahlen Stimmen verlor. Unter Führung des Parteiobmanns Gustav Hacker wird der Bund der Landwirte am 22. März 1938 in die Sudetendeutsche Partei Konrad Henleins eingegliedert. Ein Teil der Parteimitglieder – darunter Franz Spina, Raimund Graf, Otto Halke und einige Mitglieder mährischer Organisationen – lehnt die erzwungene Fusion ab und versucht, als eigene Partei weiterzuexistieren.

Im Sommer 1938 spitzt sich die Lage in den Grenzgebieten weiter zu. Am 13. September 1938 zieht eine aufgewühlte Menschenmenge zum Hof der Familie Halke, beschmiert die Wände mit Schlamm und Kot und wirft die Fensterscheiben ein. Die Familie erlebt Stunden voller Angst, weil niemand weiß, wie weit sich die aufgebrachte Menge noch wagen wird. Otto Halke beseitigt die Spuren der Verwüstung an seinem Haus nicht. Das ist seine Art des Protests. Seit dem Vorfall geht er nicht mehr auf die Straße. Er arbeitet nur auf den Feldern hinter seinem Hof und stellt, weil er dazu verpflichtet ist, der Feuerwehr sein Fuhrwerk zur Verfügung. Alle Verhandlungen mit den Ämtern muss fortan seine damals sechzehnjährige Tochter Maria erledigen. „Wir lebten in einer totalen Isolation“, sagt sie, „wie auf einer Insel, ausgegrenzt, abgeschottet vom übrigen Dorf, als würde unser Haus auf einem anderen Territorium stehen. Aber ich denke, es war auch unser Glück. Wenigstens waren wir unabhängig.“

Ihre Unabhängigkeit musste die Familie allerdings mit harter Arbeit bezahlen. Als die Magd heiratete und der Knecht eingezogen wurde, mussten Vater, Mutter und Tochter die ganze Arbeit auf dem Hof allein bewältigen. „Es war eine furchtbare Schinderei von morgens bis abends, wir kannten nichts anderes als Arbeit.“ Den Händen von Frau Halke sieht man es noch heute an: Ihre rechte Hand ist zwei Handschuhnummern größer als die linke.

Nach der Besetzung der Grenzgebiete flüchtete die Familie der Freundin von Frau Halke auf tschechisches Gebiet. „Die Tschechen“, erinnert sie sich, „waren nett zu uns und haben uns gut versorgt.“ Eine Reihe von Sozialdemokraten emigrierte damals nach Kanada oder Großbritannien. Auch ihre Familie dachte an Auswanderung, berichtet die Freundin, letztlich jedoch kehrten sie ins Dorf zurück. Die Mutter wurde bei ihrer alten Firma nicht wieder eingestellt, der Vater bekam zwar seine alte Arbeitsstelle, das Gefühl der politischen Niederlage und die neuen Verhältnisse belasteten ihn aber so schwer, dass er sich 1942 das Leben nahm. Nach seinem Tod nahmen Halkes die Mutter auf ihrem Hof auf. Bezahlt wurde sie in Naturalien, denn Geld hatte die Familie selbst keines.

Auch der damals sechsundfünfzigjährige Otto Halke trug sich mit dem Gedanken, mit seiner Familie nach Kanada auszuwandern. Der Plan wurde aufgegeben, als es ihm nicht gelang, den Hof für einen annehmbaren Preis zu veräußern. Während des Krieges stand die Familie unter Beobachtung der Nachbarn. Einer von ihnen zählte mit dem Feldstecher die Hühner – zur Kontrolle, ob alle gemeldet sind –, der andere bespitzelte vom Fenster aus das Leben auf dem Hof.

Das nahende Kriegsende meldete sich in Weißkirch mit Kolonnen von erschöpften, zerlumpten, hungernden russischen, französischen und englischen Kriegsgefangenen aus den aufgelösten Lagern im schlesischen Industriebecken. „Die Bilder vergisst man nie, wie sie da kamen, zerlumpt, mit offenen Wunden, ohne Schuhe. Fünfhundert Russen haben in unserer Scheune übernachtet, aus den Ähren haben sie die Körner rausgemacht und gegessen, am Morgen war alles wie leer gefegt. Wir haben für sie im Viehkessel Suppe gekocht, aber machen Sie mal fünfhundert Menschen satt.“

Zwei Monate später befand sich auch Weißkirch im Frontgebiet und wurde evakuiert. Als Halkes nach dem Ende des Krieges in ihr geplündertes Dorf zurückkehrten, erwarteten sie dort die Revolutionsgarden und weitere Plünderungen. Etliche der Frauen aus dem Dorf wurden von russischen Soldaten vergewaltigt, auch von tschechischen „Partisanen“. „Im Krieg“, sagt Maria Halke, „hatten wir nur wenige Rechte, jetzt gar keine mehr.“ Erst als sich die Verhältnisse etwas stabilisierten und die „Alttschechen“ ins Dorf zurückkamen, die „ihre Leute“ kannten, bekamen Halkes für ihre Haltung nach 1938 gewisse Privilegien. Sie mussten zum Beispiel nicht die weißen Binden mit der Bezeichnung N – für „Deutsche“ – tragen, was ihnen die deutschen Nachbarn wieder neideten.

Eine Zukunft sahen Halkes für sich aber in der Nachkriegstschechoslowakei nicht mehr. Die kommunistische Machtübernahme im Februar 1948 machte die letzte kleine Hoffnung zunichte. „Wir wären wieder so ausgegrenzt gewesen wie während des Krieges, nur diesmal als Deutsche.“ In den Sog der Katastrophe, in dem das deutsch-tschechische Zusammenleben endete, wurden auch diejenigen gezogen, die diese Katastrophe vorausgesehen und gegen sie gekämpft hatten.

In Bayern, wo die Familie 1948 zusammenfand, schlug sich Otto Halke, der ehemalige Abgeordnete der Tschechoslowakischen Nationalversammlung, mit Fahrradreparaturen und Messerschärfen durch. „Er ertrug es mit Noblesse und Eleganz“, erinnert sich die Tochter. Gustav Hacker, der 1938 den Bund der Landwirte zu Henlein überführt hatte, wurde derweil hessischer Landwirtschaftsminister.

Zu der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Ort haben Maria Halke und ihre Freundin eine eher distanzierte Beziehung. „Dafür haben wir sie zu gut gekannt, unsere Landsleute“, sagen sie. „Vertreiben, mit Gewalt die Menschen aus ihren Häusern jagen und sie zur Aussiedlung zwingen ist ein Unrecht – egal wo es geschieht. Aber die haben noch nicht begriffen, warum es dazu kam und wovon es eine Folge war“, sagt Maria Halke. Und fügt wie entschuldigend hinzu: „Wir hatten das Glück, dass wir dank der Klarsicht und politischen Überzeugung unserer Väter unsere eigene Geschichte nicht aufarbeiten mussten.“ Aber das Schuldgefühl für das Schicksal der Juden lastet auch auf ihr: „Ich war zwar nicht daran beteiligt, aber es geschah auch in meinem Namen, weil ich Deutsche bin.“

Am Ende unseres Gesprächs frage ich Maria Halke, ob sie sich nach dem Krieg habe vorstellen können, trotz der schlechten Erfahrungen weiter mit den Menschen aus ihrem Dorf zusammenzuleben, wenn nicht die Zwangsaussiedlung gekommen wäre. „Ihretwegen“, antwortet sie, ohne zu zögern, „wäre ich nicht weggegangen.“

Die Beziehungen zur Tschechoslowakei und das Interesse an ihrer Heimat haben Frau Halke wie ihre Freundin trotz aller bitteren Erfahrungen nicht verloren. Die ganzen Jahrzehnte verfolgten sie die Entwicklung im Lande, das sie noch immer als ihre Heimat bezeichnen. „Wenn die tschechoslowakische Hymne gespielt wird, stehen wir auch heute noch auf“, sagt Frau Halke, ihre Freundin fügt hinzu: „Als würden wir immer noch auf etwas von dort warten, ich weiß nicht, auf was. Es ist so eine enttäuschte Liebe.“

Mit der Verleihung des von der Stiftung Charta 77 initiierten František-Kriegel-Preises für Zivilcourage hat die tschechische Gesellschaft im Mai dieses Jahres einen ersten Schritt zur Würdigung der sudetendeutschen Antifaschisten getan. Stellvertretend für alle Gleichgesinnten nahm Maria Halke die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde entgegen. Viele Tschechen haben inzwischen eine Erklärung unterschrieben, in der den sudetendeutschen Antifaschisten Dank und Anerkennung für ihren Mut bei der Verteidigung der Demokratie ausgesprochen wird. In den deutschen Medien, die so ausführlich über die Weigerung der Tschechischen Republik berichteten, die so genannten Beneš-Dekrete zu annullieren, blieb diese tschechische Initiative ohne Echo.

Übrigens: Maria Halke, die stellvertretend ausgezeichnete Deutsche, möchte nicht, dass ihr heutiger Name in einer deutschen Zeitung zu lesen ist.

ALENA WAGNEROVÁ ist Publizistin und Kafka-Expertin. Sie lebt in Saarbrücken und Prag