Kurzkritik Comic-Show-Messe des Bösen

Bremen taz ■ In einer Zeit vor der Erfindung der Computerspiele gab es natürlich auch Jungs in einem Alter, in dem man alles Humanistische gern mit Füßen tritt. Der pubertäre Zorn fand seine Sublimierung – durch Glamrockmonster Alice Cooper, dem legendären Vertreter des Frevels. Dass seine Shows nicht Horden von Amokläufern gebaren, sondern Menschen, die Gewalt verabscheuen, spricht für die Katharsis-These. Und Alice Cooper? Spielt inzwischen Golf, verachtet Drogen, glaubt an Gott – akzeptiert die Musikwelt (zum Geldverdienen) aber weiterhin als Arena der Fassaden. In der Bremerhavener Stadthalle spielt der Schockrocker von einst den ironischen Comic-King of Horror. Ungekämmte Haare, den diabolischen Grusel mit Kajal ins Gesicht geschmiert. Peitsche schwingen, Blondine morden. Das Böse, Alice, muss guillotiniert werden, um als Graf Dracula wieder aus dem Sarg zu hüpfen. Sehr professionell wird Popmusik zur Trash-Theaterrevue, die zeigt, wem Marilyn Manson, Slipknot & Co. Respekt zu zollen haben. Alice Cooper darf den Soundtrack aus Old-School-Hardrock mit allen Klischees losberserkern lassen, weil er diese miterfunden und Klassiker des Genres komponiert hat. Jens Fischer