Kucken sie mal: auf bremens leinwänden
: „Veer und Zaara – Die Legende einer Liebe“ von Yash Chopra

„Menschen, die dies tun, müssen doch Götter sein!“ sagt eine Filmfigur bewundernd von den tragischen Titelhelden „Veer und Zaara“, und die couragierte Anwältin, die ihnen nach 22-jährigem Martyrium zu ihrer Liebe verhilft, wird dann auch als „rettender Engel“ besungen. Tatsächlich sind die kommerziellen Filme des Hindikinos eher Heiligenlegenden als triviale Schnulzen, und so beruht jede Kritik, die ihnen etwa das Fehlen von Psychologie und narrativer Logik vorwirft oder sich über den schon surreal wirkenden Kitsch mokiert, auf einem kulturellen Missverständnis.

Natürlich ist es für westliche Augen befremdlich, wenn der Olymp dieser indischen Gottheiten in den Schweizer Alpen liegt, wo sie durch für uns eher prosaische Landschaftspanoramen und Wiesen mit Sonnenblumen tanzen. Aber eine grüne Wiese mit dicken Kühen und schneebedeckten Bergen im Hintergrund ist nun mal für einen indischen Kinobesucher ähnlich paradiesisch wie für uns ein tropischer Palmenstrand. Der inzwischen 72jährige Regisseur Yash Chopra hat die Schweiz als neuen indischen Kinohimmel entdeckt, nachdem ähnliche Sequenzen im Kaschmirgebirge wegen der Guerillakämpfe nicht mehr gedreht werden durften. Chopras neuer Film „Veer und Zaara“ beginnt dann auch gleich mit solch einer alpinen Himmelfahrt, die übrigens frappierend der Anfangssequenz von „The Sound of Music“ ( „Meine Lieder, meine Träume“) ähnelt, dem ersten und besten Bollywoodfilm aus Hollywood.

In „Veer und Zaara“ tanzt und singt statt der als Nonne verkleideten Julie Andrews Indiens Superstar Shah Rukh Khan. Aber als tragischer Held Veer wird er schnell aus seinen himmlischen Träumen gerissen und findet sich stattdessen in der Unterwelt. Über 20 Jahre lang vegetiert der Inder in einem pakistanischen Gefängnis dahin, opfert sein Leben der geliebten Zaara, deren Unglück er nur dadurch verhindern konnte, dass er all die Jahre kein Wort über die Lippen brachte.

Erst eine wunderschöne pakistanische Anwältin bringt ihn dazu, seine Geschichte zu erzählen, die der Film dann als eine märchenhafte Rückblende vor den Zuschauern ausbreitet. In dieser rettet der Hubschrauberpilot Veer der pakistanischen Jungfrau Zaara erst einmal das Leben, um sie dann auf ihrer Pilgerfahrt zum Heimatdorf ihrer verstorbenen Amme zu begleiten, wobei sich beide unsterblich und mit einer schier übermenschlichen Keuschheit ineinander verlieben. Zaara ist jedochschon einem pakistanischen Herrschersohn versprochen, und die finstren muslimischen Patriarchen locken Veer in eine teuflische Falle, aus der ihn erst viele Jahre später die engelsgleiche Anwältin herausholt.

Zwischen himmlischem Glück und düsterster Verzweiflung gibt es keine Zwischentöne, und jeder Akt schließt mit entsprechender Shownummer, in der die Helden entweder tanzen oder weinen. Da ist es schon fast eine Enttäuschung, wenn die Anwältin zum Finale bei ihrem ergreifenden Schlussplädoyer nicht zu singen anfängt. In „Main Hoon Na“ oder „Kal Ho Naa Ho“ konnte man in den letzten Wochen im Kino 46 sehen, dass bei jüngeren indischen Regisseuren solch ein Kippen in die Selbstparodie durchaus möglich ist, aber Yash Chopra macht Hindikino der alten Schule, und da ist jede ironische Distanzierung fehl am Platze. Wilfried Hippen

„Veer & Zaara“ läuft von heute bis Dienstag um 20 Uhr im Kino 46 in der Originalfassung mit englischen Untertiteln