Hitziger Auftakt im Bankenprozess

Den angeklagten Exmanagern der Bankgesellschaft ist im Gerichtssaal zu heiß, sie fordern eine Klimaanlage. Und fühlen sich unschuldig. Der Vorwurf: schwere Untreue

Heiß war es gestern. So heiß, dass sogar die dicken Mauern des Berliner Landgerichtes die Wärme nicht abhielten – und die 13 angeklagten Exmanager der Bankgesellschaft ins Schwitzen gerieten. Dass ein Gerichtssaal nicht vollklimatisiert ist wie ein Bankerbüro in der Chefetage und eine Anklagebank härter als ein Konferenzsessel, hat die Manager, gegen die gestern der Prozess wegen schwerer Untreue eröffnet wurde, offenbar überrascht. Bitterlich beschwerte sich einer ihrer Anwälte, der Saal sei zu stickig und ohnehin für Terroristenprozesse gebaut, also ungeeignet für diesen Prozess. Der ist immerhin einer der größten der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Richter Josef Hoch ließen diese Bedenken kalt. Mit dem Hinweis, in Berlin sei nicht immer mit Hitze zu rechnen, wies er den Antrag auf eine Verlegung des Prozesses in einen anderen Saal zurück. Damit konnte endlich das Verfahren mit einem ersten Highlight beginnen – der Verlesung der Anklage. Die Staatsanwaltschaft wirft den Bankern vor, als Verantwortliche in der Bankgesellschaftstochter Berlin Hyp Millionenkredite an die Immobilienfirma Aubis vergeben zu haben, ohne deren Bonität ausreichend geprüft zu haben. So soll Vermögen der Bank, etwa 135 Millionen Mark, „gefährdet worden sein“.

Angeklagt sind unter anderen: der ehemalige CDU- und Berlin-Hyp-Chef Klaus-Rüdiger Landowsky, der ehemalige Bankgesellschaftschef Wolfgang Rupf und der Ex-NordLB-Boss Manfred Bodin. Die Affäre um die Bankgesellschaft, die mehrheitlich dem Land Berlin gehört, belastet den Haushalt der Stadt mit mehreren Milliarden Euro.

Knapp eine Stunde dauert die Verlesung der Anklage. Staatsanwältin Vera Junker liest schnell, die schier endlosen Zahlenkolonnen der Millionenkredite gehen ihr leicht über die Lippen. Klaus-Rüdiger Landowsky verfolgt den Vortrag aufmerksam, ab und an macht er sich mit einem schwarzen Stift Notizen, in seinen Akten blätternd – seine Rolle als Anklagebankchef füllt er aus. Er sitzt in der Mitte der Bank, die auf einem Podest unter dem großen Fenster des Saales steht. Nach dem ersten Prozesstag sagt er zuversichtlich, es werde gut für ihn ausgehen.

Sein Anwalt Wolfgang Müllenbrock geht etwas weiter. Er spricht von einer „Hetzkampagne“ gegen Landowsky, zudem erwarte er einen Freispruch. Die Angeklagten hätten die Kreditvergabe „nach bestem Wissen und Gewissen“ beschlossen.

Zum Prozessauftakt meldet sich auch noch einmal die Bürgerinitiative „Berliner Bankenskandal“ zu Wort. Vor dem Gerichtsgebäude verteilen einige Aktivisten Flugblätter mit der Parole „Landowsky muss in den Knast“. Ihre Musik dringt bis in den Verhandlungssaal – trotz der Hochsicherheitsverglasung. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. RICHARD ROTHER