Spende per Ticket kommt nicht zum Zug

Die Bahncard der Umweltschutzverbände ist noch ein Ladenhüter. Nur 600 Stück wurden seit Mai verkauft. Das Ziel von 10.000 bis Ende September ist wohl nicht mehr zu schaffen. Die Gründe: geringe Werbung und komplizierter Vertrieb

VON FABIAN KRÖGER

Die Mitte Mai gestartete Umwelt-Bahncard ist bislang ein Flopp. Bis heute haben nur 600 Kunden eine Bahncard 25 oder 50 über die beteiligten Umweltschutzorganisationen erworben, teilte die Bahn gestern auf taz-Anfrage mit. Damit dürfte das Ziel, bis zum 30. September 10.000 neue Bahncard-Kunden zu gewinnen, deutlich verfehlt werden.

Das ist weniger ein Problem für die Deutsche Bahn AG, die gegenwärtig 3,2 Millionen Bahncards im Umlauf hat. Die eigentlichen Profiteure des Projekts sollten aber der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) oder der World Wildlife Fonds (WWF) sein. Denn für jeden Euro, der während eines Jahres mit der Umwelt-Bahncard verfahren wird, überweist die Bahn einen Cent an die jeweilige Organisation.

Umso unverständlicher, dass die Umweltschützer selbst offenbar für den noch schlappen Verkauf verantwortlich sind. Den „zögerlichen Start“ der Umwelt-Bahncard erklärt Dietmar Oeliger, Verkehrsreferent beim Nabu, nämlich mit den ungünstigen Erscheinungsterminen der Mitgliederzeitschriften, auf die sich die Marketing-Strategie der Verbände konzentriert.

Doch das Nabu-Mitgliedermagazin erscheint nur alle drei Monate und wurde erst in diesen Tagen verschickt. Auch das neueste WWF-Magazin erschien erst vor drei Wochen. Als einzige der drei Organisationen konnte der BUND bereits im Mai in seiner vierteljährlich erscheinenden Mitglieder-Zeitschrift für die Umwelt-Bahncard werben.

Neben den hausgemachten Problemen hätten sich aber auch die mit der Bahn vereinbarten „umständlichen Vertriebswege“ als Hemmnis erwiesen, kritisierte Jörn Ehlers, Pressesprecher des WWF Deutschland. Die Karte kann nicht in den Reisezentren der Deutschen Bahn bestellt werden, sondern nur direkt über die Umweltverbände oder den telefonischen Bahncard-Service.

Mit den eingehenden Spenden sollen verschiedene Umweltschutzprojekte gefördert werden: Das Geld fließt in den Schutz von Zugvögelbiotopen im Wattenmeer (WWF), in das Projekt „Nachhaltige Mobilität und Klimaschutz“ (BUND) und die Renaturierung der Havel (Nabu). Alleine für das Projekt des Naturschutzbundes werden 25 Millionen Euro benötigt. Wenn die Resonanz so gering bleibt, werden die erhofften Einnahmen allerdings nicht ansatzweise hereinkommen.

Die Initiatoren der Umwelt-Bahncard hoffen aber weiterhin, unter den eine Million Mitgliedern und Förderern der drei Umweltverbände neue Kunden zu gewinnen. Die zunächst bis 30. September befristete Aktion wurde von der Bahn nun bis zum 31. Dezember verlängert. Trotz der mageren Bilanz ist die Bahn „optimistisch, dass das Ziel, 10.000 neue Kunden zu gewinnen, bis dahin erreicht wird“, sagte Claudia Wachowitz, Sprecherin der Deutschen Bahn AG. Erst dann soll die Umwelt-Bahncard dauerhaft eingeführt werden.

FABIAN KRÖGER