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: Die mit den Homos hadern

Nordrhein-Westfalens CDU-geführtes Schulministerium kappte den Zugang zu einer EU-geförderten Website, die über das Thema Homosexualität aufklärt. Idiotisch!

Kurz nachdem Angela Merkel neulich zur Kanzlerkandidatin ernannt wurde, hieß es, die Union werde sich auf keinen Kulturkampf einlassen. Kein falsches Gefecht um das Recht auf Abtreibung, kein Kritteln am Staatsbürgerschaftsrecht – und kein Hadern mehr mit der Homoehe. Die Union an der Macht – und alles soll so bleiben wie bislang?

Ein kleines Exempel aus dem von Jürgen Rüttgers für die CDU eroberten NRW belehrt uns nun eines Schlechteren: Dort hat das Schulministerium nicht nur eine Lehrerbroschüre für Lehreinheiten zur Homosexualität aus dem Verkehr gezogen; nun hat das gleiche Haus verfügt, die durch EU-Gelder geförderte Website „Mit Vielfalt umgehen: Sexuelle Orientierung und Diversity in Erziehung und Beratung“ zu sperren. Vorgeworfen wird beiden Medien, sie suggerierten den Eindruck, Homosexuelles könnte von SchülerInnen als Pflicht verstanden werden.

Das war und ist zwar Unfug, denn sowohl auf der Website wie in der Broschüre legte man Wert darauf, zu vermitteln, Homos seien so normal wie Heteros: alles eine Frage der Vielfalt. Beide pädagogischen Anregungen waren dem Umstand geschuldet, dass Homosexualität im Unterrichtet entweder beschwiegen oder lächerlich gemacht wurde, manchmal als Verirrung, dann als Bizarrität definiert. Curriculares Material solchen Kalibers war auch die Antwort auf Untersuchungen, denen zufolge schwule Jungs und lesbische Mädchen häufiger als heterosexuelle MitschülerInnen zum Suizid neigen.

Die Schulen auch als Institution zur Ermutigung vom Anderssein? Die Rüttgers’sche Union will offenbar zurück in die (falschen) Fünfziger. Möglicherweise präferiert sie eine Sicht der sexuellen Dinge, wie sie in den USA Bush & Co. eigen ist: Prüderie und Heuchelei. Wenigstens auf der Website des Lesben- und Schwulenverbandes (www.lsvd.de) ist die Broschüre herunterzuladen: Gut so! JAF