Mogelpackung Schuldenerlass

Weltbank warnt: Schuldenerlass für 18 ärmste Entwicklungsländer ist nicht finanziert

BERLIN taz ■ Die acht wichtigsten Industriestaaten zeigten sich auf ihrem G-8-Treffen Anfang Juli wohl nur scheinbar großzügig: Zwar sollten den 18 ärmsten Entwicklungsländern die Schulden erlassen werden – doch dürfte diese Entschuldung zu Lasten anderer armer Länder gehen. Diese Befürchtung hat die Weltbank in einem internen Papier geäußert, das der taz vorliegt.

Die Weltbank selbst erlässt niemals Schulden direkt, weil sie Geldzuflüsse braucht, um weitere Kredite an Entwicklungsländer zu vergeben. Deshalb haben die G-8-Staaten versprochen, die Zins- und Tilgungszahlungen der Schuldnerländer gegenüber den internationalen Finanzorganisationen zu übernehmen. Allerdings sind diese Gelder nur für drei Jahre zugesichert. Dies würde aber „die wahren Kosten nicht abdecken“, klagt die Weltbank. Denn die Kredite an die ärmsten Länder laufen meist über 40 Jahre.

Vorsichtig war die Weltbank schon, als sie das G-8-Kommuniqué kommentierte. Der Chefvolkswirt der Bank, François Bourguignon, begrüßte den Beschluss, den ärmsten Ländern die Schulden zu erlassen – und „die Kosten des Schuldenerlasses voll abzudecken“. Ob die Kosten aber voll von den Geberländern getragen werden, scheint fraglich. Durch den G-8-Beschluss, so rechnet die Weltbank vor, würden nur 1,4 Milliarden Dollar Schuldendienst finanziert. Für 10 Jahre aber seien 6,6 Milliarden Dollar nötig und für 40 Jahren sogar 24 Milliarden.

Kommt die G 8 für diese Summen nicht auf, muss die Weltbank selbst einspringen – für andere Länder wäre dann umso weniger übrig. „Es wird immer deutlicher, dass der vermeintlich historische Schuldenerlass der G 8 in Wirklichkeit nur dazu diente, das miese Image der Regierungschefs aufzupolieren“, meint Philipp Hersel von der Nord-Süd-Organisation BLUE 21.LIEB