unbekannte chemie
: Bromierte Stoffe im Greifensee

Die Konzentration bromierter Flammschutzmittel in der Umwelt wird immer größer. Mit dieser Warnung ging vor wenigen Tagen eine Forscherteam der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) an die Öffentlichkeit. Die ETH-Forscher hatten Sedimentproben des im Kanton Zürich gelegenen Greifensees untersucht. Bei der Analyse von bromierten Flammschutzmitteln läuteten die Alarmglocken. Bromierte Flammschutzmittel werden seit rund 25 Jahren bei Kunststoffen, Textilien, Elektronikgeräten und Polstermöbeln eingesetzt, um diese sicherer zu machen. Sie gelten seit längerer Zeit schon als Problemstoffe, denn sie sind nicht nur äußert langlebig, einige der bromierten Flammschutzmittel stehen auch im Verdacht bei Mensch und Tier eine hormonähnliche Wirkung zu entfalten. Die ETH-Forscher untersuchten drei dieser bromierten Flammschutzmittel. Davon gilt Deca-BDE mit seinen zehn Bromatomen bisher noch als relativ harmlos. Penta-BDE und Octa-BDE hingegen gelten als hormonaktiv. Obwohl diese Substanzen seit 2004 in der EU verboten sind, steigt ihre Konzentration in der Umwelt weiter an. Alle neun Jahre, so berichten die ETH-Forscher, habe sich die Konzentration verdoppelt. Ein Ende der Entwicklung sei derzeit noch nicht abzusehen. Und noch eine Hiobsbotschaft haben die Forscher: Ihre Ergebnisse lassen vermuten, dass die bislang als relativ harmlos eingestufte Substanz Deca-BDE durch Umwandlungsprozesse in hormonaktive Abbauprodukte zerfällt.WOLFGANG LÖHR