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: „BamS“ dir deine Meinung

Ein und dieselbe Geschichte kann manchmal ganz anders aussehen.Je nachdem, ob sie in Deutschland– oder in Österreich erzählt wird.

Der „Tatort“ vom Wochenende ist da ein gutes Beispiel: „Wieder Schleichwerbung im ‚Tatort‘“, titelt Springers Bild am Sonntag, und: „Erst als BamS die ARD alarmierte, wurde die Szene geändert.“

Das ist von BamS verdienstvoll und absolut uneigennützig. Von Kampagen gegen die ARD kann hier keinerlei Rede sein. Es ging schließlich um Angelzubehör, und in der Tat kam in der vom öffentlich-rechlichen Österreichischen Rundfunk (ORF) und der Wiener Produktionsfirma Satel produzierten „Tatort“-Folge „Der Teufel vom Berge“ der Hinweis auf eine Website eines Ösi-Angelversands namens HiKi vor. Und für dies „bisserl Werbung“, zitiert BamS einen HiKi-Mitarbeiter, habe man auch „an die Produktionsfirma gezahlt“.

Was nicht passt …

Für die österreichische Version wohlgemerkt, denn der von BamS alarmierte für die ORF-„Tatorte“ zuständige ARD-Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hatte schnell geschaltet, die inkriminierenden Stellen herausschneiden lassen und sich in BamS entschuldigt, der eigenen Redaktion sei zuvor wohl nichts aufgefallen. – „Unglaublich, als habe es nie einen Skandal um Schleichwerbung gegeben“, höhnte daraufhin BamS.

Nun ist im Reich des ORF Product-Placement bei „Kinofilmen, Fernsehfilmen und Fernsehserien“ (§ 14 (5) Satz 2 des ORF-Gesetzes) grundsätzlich erlaubt– und die Geschichte könnte hier schon zu Ende sein.

… wird passend gemacht

Wenn sie nicht dummerweise in Österreich ganz anders erzählt würde: Beim ORF verwahrte sich gestern laut Sendersprecherin Ruza Holzhacker die dort zuständige Redaktion gegen die BamS-Vorwürfe: HiKi habe lediglich Requisiten gestellt, es sei kein Geld bezahlt worden. – Also etwa doch keine Schleichwerbung, sondern eine sogar in Deutschland zulässige Praxis?

Auch David Haml von HiKi, Kronzeuge der BamS, die ihn fieserweise „Hammel“ schreibt, sagte gestern der taz: „Es ist kein Geld geflossen. Wir haben dafür nichts bezahlt.“ Er, Haml, sei enttäuscht über den Bericht.

„Wir halten fest, dass im Rahmen der Produktion ‚der Teufel vom Berg‘ (…) keinerlei entgeltliches product Placement durchgeführt wurde“, schreibt gestern nach unserer Anfrage auch das Satel-Justiziariat zurück und informiert, dass „Herr Haml (…) persönlich gegen diese Darstellung vorgehen wird“.

Geschichten sehen je nach Perspektive wie gesagt manchmal eben ganz anders aus. Der „Tatort“ hatte jedenfalls eine saugute Quote: 23,4 Prozent Marktanteil. STEFFEN
GRIMBERG