USA kannten Atta

Geheime Informationen über vier Al-Qaida-Mitglieder wurden im Jahr 2000 vom Militär nicht weitergeleitet

BERLIN taz ■ Eine spezielle Geheimdienst-Einheit des US-Militärs hat einem Pressebericht zufolge bereits im Jahr 2000 Mohammed Atta und drei seiner Komplizen als Al-Qaida-Mitglieder identifiziert. Es handelt sich um den ersten Beweis, der bestätigt, dass der Ägypter Atta, der als führender Luftpirat hinter den Anschlägen vom 11. September gilt, von einer US-Geheimdienstbehörde bereits zuvor aufgespürt wurde. Die Einheit „Able Danger“ habe ein Jahr vor den Attentaten Atta als Anführer einer in den USA aktiven Al-Qaida-Zelle benannt, sagte der republikanische Abgeordnete und frühere Geheimdienstoffizier Curt Weldon der New York Times von gestern. Atta und drei weitere Mitglieder des Netzwerks wurden in einem Bericht der Einheit als die „Brooklyn-Zelle“ bezeichnet.

Die Einheit habe dem Kommando des US-Militärs für Spezialeinsätze empfohlen, die US-Bundespolizei FBI über ihre Erkenntnisse zu informieren, was jedoch nicht geschehen sei. Die Empfehlung wurde abgelehnt. Grund dafür sei offenbar unter anderem der Umstand gewesen, dass Atta und die drei Komplizen über gültige Einreisevisa verfügt hätten. Militär- oder Geheimdienstbehörden dürfen nicht gegen US-Staatsangehörige und Ausländer mit Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis ermitteln. Dieser Schutz bezieht sich zwar nicht auf Einreisende mit gültigen Visa. Doch wie Weldon der New York Times gegenüber angab, wurden vor dem 11. September nur selten geheime Informationen über diese Personengruppe an die Polizei weitergeleitet.

Weldon sagte weiter, er stütze sein Wissen auf die Erklärungen von drei früheren Angehörigen der Sicherheitskräfte mit Kenntnissen über „Able Danger“. Die Unterlagen, die an das Kommando für Spezialeinsätze weitergeleitet worden seien, hätten sich auf Quellen bezogen, die nicht als geheim eingestuft worden seien, sowie Regierungsakten.

Weldon zeigte sich erstaunt über den Bericht der Kommission zum 11. September von 2004, weil diese Erkenntnisse dort nicht erwähnt wurden. Er habe mehrmals versucht, die Informationen der Kommission weiterzugeben, doch deren Mitglieder hätten nie zurückgerufen.

Ein weiterer Ex-Nachrichtendienstoffizier sagte, „Able Danger“ sei 1999 mit dem Ziel gegründet worden, weltweit Al-Qaida-Zellen aufzudecken. Ein Sprecher des Kommandos erklärte gegenüber der New York Times, derzeit wisse niemand in dem Gremium etwas über Auftrag und Erkenntnisstand der „Able Danger“-Einheit. FD