Good Day Without Sunshine

Trotz schlechten Wetters in Florida konnte die US-Raumfähre „Discovery“ gestern landen – allerdings in Kalifornien. Deutsche Raumfahrtexperten: Trotz des Erfolgs war die Rückkehr im Shuttle zu riskant. „Nasa steht offenbar unter hohem Erfolgsdruck“

VON FABIAN KRÖGER

Sie sei „glücklich, wieder hier zu sein“, lässt Kommandantin Eileen Collins die Bodenkontrolle über Funk wissen. Ohne zu verglühen, landete die US-Raumfähre „Discovery“ gestern auf dem Luftwaffenstützpunkt Edwards Air Force Base in der kalifornischen Mojave-Wüste. Mit „Glückwünschen zu einem wirklich spektakulären Testflug“ wurden die sieben Astronauten gestern bei ihrer Rückkehr vom Kontrollzentrum begrüßt. Die dramatische Weltraummission ging damit glücklich zu Ende.

Begonnen hatte der Tag für die Astronauten um 4.55 Uhr unserer Zeit, als die Nasa sie mit dem Beatles-Song „Good Day Sunshine“ weckte. Das war eine Anspielung auf das schlechte Wetter in Florida, wo die Fähre eigentlich landen sollte. Um 11.05 Uhr entschied die Nasa deshalb, die Landung auf die Edwards Air Force Base in Kalifornien zu verlegen. Um 12.48 Uhr wendeten die Astronauten die Raumfähre im All, um das Bremsmanöver starten zu können. Über Madagaskar zündete Pilot Jim Kelly um 13.06 Uhr dann die Bremsraketen der Raumfähre. 2 Minuten und 42 Sekunden waren die Zwillingsraketen in Betrieb, damit begann der Abstieg zur Erdatmosphäre. Um 13.09 Uhr endete das Bremsmanöver und der Shuttle konnte um 13.40 Uhr über den Cook-Inseln im Südpazifik in die Erdatmosphäre eintreten – mit der siebenfachen Geschwindigkeit einer Gewehrkugel. Dies war die kritischste Phase während der Rückkehr zur Erde. Vor zweieinhalb Jahren war die Raumfähre Columbia wegen eines Defekts im Hitzeschild zerbrochen und verglüht. Alle sieben Astronauten starben.

Den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre und die anschließende Flugphase wurden vom Bordcomputer berechnet. Erst 5 Minuten vor der Landung übernahmen Kommandantin Eileen Collins und Pilot Jim Kelly wieder das Steuer. Pünktlich um 14.11 Uhr und 22 Sekunden setzten sie den Orbiter auf der Landebahn auf.

Bedauerlich für die Nasa: Die Landung erfolgte in Kalifornien kurz vor Sonnenaufgang. Statt der geplanten Fernsehshow blieb es daher bei ein paar eher undeutlichen Bildern des Shuttles. Im Internet konnte die Landung nur per Wärmekamera übertragen werden.

Und noch einen Nachteil hatte die kalifornische Notlandung: Die „Discovery“ muss nun per Huckepack auf einer Boeing 747 nach Cape Canaveral zurückgebracht werden, um dort auf Schäden untersucht zu werden. Das kostet nicht nur rund 5 Millionen Dollar, sondern könnte auch den Flug des Shuttles „Atlantis“ zur Internationalen Raumstation ISS verzögern, der am 22. September geplant ist. Die „Discovery“ müsste beim Start als möglicher „Rettungs-Shuttle“ zur Verfügung stehen.

Trotz der glücklichen Landung kritisierte das Bochumer Institut für Umwelt- und Zukunftsforschung (IUZ) gestern, dass die Raumfahrtbehörde Nasa auf einem Rückflug der „Discovery“ bestanden hat. „Statt mit der beschädigten Fähre hätten die Astronauten ohne jedes Risiko mit den Rettungskapseln der Raumstation ISS zur Erde zurückkehren können“, sagte IUZ-Direktor Thilo Elsner gestern. Doch die Nasa habe unbedingt beweisen wollen, dass die Space-Shuttles sicher seien. „Die Nasa steht offenbar unter hohem Erfolgsdruck“, sagte Elsner.

Die Raumfähre „Discovery“ ist der derzeit älteste Shuttle und seit 1984 im Dienst. Sie hat inzwischen 30 Flüge absolviert – mehr als jeder andere der ursprünglich 5 Shuttles. Mit der erfolgreichen Landung der „Discovery“ wird es der Nasa leichter fallen, weitere Weltraumprojekte zu legitimieren. Bereits heute startet eine unbemannte Marssonde ins All.