Toter Garang erschüttert Uganda

Wie kam es zu dem Absturz des ugandischen Präsidentenhubschraubers, der Südsudans Rebellenführer in den Tod riss? In Uganda streiten Staat und Medien

BERLIN taz ■ Der Tod des südsudanesischen Rebellenführers John Garang führt zu einer Krise – in Uganda. Aus Uganda war Garang gekommen, als er am Abend des 30. Juli mit dem Hubschrauber in den südsudanesischen Bergen abstürzte. Ugandas Präsident Yoweri Museveni hatte ihm den Hubschrauber geliehen. Nun werden in Uganda immer mehr kritische Fragen gestellt.

Ein Bericht in der ugandischen Zeitung Red Pepper, wonach Garangs Leiche Kopfschüsse aufgewiesen hätte, wurde Anfang der Woche sofort dementiert: Red Pepper und andere Blätter „müssen aufhören, oder wir werden sie zum Aufhören zwingen“, sagte Präsident Museveni. Am Donnerstag schließlich verbot die ugandische Regierung den unabhängigen Radiosender K-FM. Dort war in einer Talkshow breit über peinliche Dimensionen von Garangs Absturz diskutiert worden.

Moderator Andrew Mwenda, Ugandas bekanntester investigativer Journalist, fragte seine Gesprächspartner, ob auf dem Hubschrauber eine Bombe explodiert sei und ob er überhaupt flugtauglich gewesen sei – schließlich befand erst vor drei Jahren eine parlamentarische Untersuchungskommission in Uganda, die Regierung habe in Weißrussland sechs Schrotthubschrauber gekauft, aber korruptionsbedingt den Neupreis bezahlt. Gefragt wurde auch, warum es bis heute kein Foto des Hubschrauberwracks gebe.

In einem Beitrag für die Tageszeitung Monitor führte Mwenda am Donnerstag weitere Ungereimtheiten aus. Weder habe die Regierung bisher Garangs genauen Flugplan vorgelegt, noch sei klar, ob es Wetterwarnungen gab. „Hat Präsident Museveni seinen Freund aufgehalten und ihm dann erlaubt, zu reisen, als es schon zu spät war für eine sichere Reise?“, fragte Mwenda und schloss: „Das ist am wahrscheinlichsten, aber es geschah aus Versehen.“ Mit anderen Worten: Ugandas Präsident ist ignorant.

Solche Majestätsbeleidigung bleibt in Uganda nicht folgenlos, und noch am gleichen Tag wurde Mwenda und dazu noch sein Rundfunksender abgeschaltet. Allerdings ist mehrfach berichtet worden, dass Garang eigentlich so spät am Unglücksabend nicht mehr fliegen wollte, aber von Museveni beruhigt worden sei: Mit dem Präsidentenhubschrauber sei das kein Problem.

Wenn Ugandas Präsident Museveni sich über die ausufernden Spekulationen wundert, liegt ein Teil der Antwort bei ihm selbst. Als erster hochrangiger Politiker hatte er Ende letzter Woche, vor der feierlichen Beisetzung Garangs, die Unfallhypothese öffentlich angezweifelt. „Einige sagen, es war ein Unfall. Vielleicht war es das auch, vielleicht war es aber auch etwas anderes“, hatte der Präsident gesagt. Wenn die offiziellen Untersuchungen auf Mord schließen lassen sollten, „werden die Täter bezahlen“, warnte Museveni am vergangenen Mittwoch und heizte damit die Spekulationen weiter an.

Diese Mutmaßung entspricht den unzähligen Verschwörungstheorien, die auch in Sudan selbst zirkulieren. Kaum zufällig tauchten in Uganda jetzt auch Einzelheiten darüber auf, wie sich hochrangige Führer der von Garang geführten SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee) Ende 2004 mit ihrem Chef gestritten hatten – einer der Hauptkritiker: Salva Kiir, jetzt Garangs Nachfolger. Von diesen Berichten zur Spekulation, Kiir habe Garang mit Musevenis Hilfe aus dem Weg räumen lassen, war es dann nur ein kleiner Schritt, wenngleich es dafür nicht den geringsten Beweis gibt.

Nicht hilfreich ist das Wirrwarr bei den offiziellen Untersuchungen. Davon gibt es drei: eine des Sudan, eine Ugandas, eine der UNO. Sie sind sich nicht einmal einig, wie viele Menschen in Garangs Hubschrauber saßen. Die UN-Ermittler sprechen von 17 Leichen, die Ugander von 13. Immerhin haben die Ugander den Flugschreiber geborgen. Er soll nun in Russland untersucht werden, wo der Hubschrauber herkam. DOMINIC JOHNSON