Strafdelikt Zwangsehe

Ein Berliner Gericht verurteilt eine serbische Roma, die ihre 13-jährige Tochter wider deren Willen verheiratet hat

BERLIN ddp/dpa ■ Wegen der Zwangsverheiratung ihrer minderjährigen Tochter hat das Amtsgericht Tiergarten gestern eine 46-jährige Serbin zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt. Die Richter sprachen die Frau des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Förderung von sexuellen Handlungen an Minderjährigen schuldig.

Die Angeklagte hatte im Frühjahr 2001 ihre damals erst 13-jährige Tochter nach Roma-Sitte mit einem 18-Jährigen verheiratet und dafür von der Familie des Mannes 10.000 Euro als Brautgeld erhalten. Der Mutter sei bewusst gewesen, dass es nach der Hochzeit zum Geschlechtsverkehr mit dem Mann kommen werde, hieß es in dem gestrigen Urteil.

Das Gericht warf der Frau vor, gegen den ausdrücklichen Willen des Kindes gehandelt zu haben. Die Tochter war schon damals in einen jungen Mann verliebt, mit dem sie heute zusammenlebt und ein Kind hat. Die junge Frau hat der Mutter bis heute nicht verziehen. Die beiden haben keinen Kontakt mehr miteinander. Der Richter betonte, dass sich die Serbin, die seit fast dreißig Jahren in Deutschland lebt, nach den hiesigen Gesetzen zu richten habe.

Die Frau hatte zugegeben, den Schwiegersohn ausgesucht zu haben. Sie habe nur das Beste für ihre Tochter gewollt, sagte sie. „Wenn ich sie nicht verheiratet hätte, hätte sie als Herumtreiberin und Schlampe gegolten.“ Sie wäre Freiwild gewesen und vielleicht vergewaltigt worden.

Allerdings war es auch die Angeklagte, die ihre Tochter mit Hilfe der Polizei zu sich zurückholte, als sie erfuhr, dass das Mädchen nach der Hochzeit nicht mehr in der Schule war. „Mir war wichtig, dass sie weiter zur Schule geht“, sagte die Mutter.

Der Richter milderte die Strafe wegen eingeschränkter Schuldfähigkeit. Die vierfache Mutter ist Analphabetin und laut einem ärztlichen Attest minderbegabt und depressiv. Sie stammt aus einem Dorf. Nach eigenen Angaben hat sie selbst unter Zwang geheiratet und musste sich in der Ehe um Haushalt und Landwirtschaft kümmern. Eine Schule hat sie nie besucht.