Neues von der begnadeten Verkäuferin

Elke Heidenreich stellte am Mittwoch ihre 26-teilige Buchedition für die Frauenzeitschrift „Brigitte“ vor. Doch obwohl es sich meist um die erfolgloseren Werke erfolgreicher Autoren handelt, dürfte die Reihe ein Erfolg werden

Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass diese Kombination perfekt ist: Elke Heidenreich und die Brigitte machen zusammen eine Buchedition. Deutschlands oberste Buchempfehlerin, die Auflagen mit ein, zwei netten Sätzen in die hunderttausende treiben kann. Und Deutschlands auflagenstärkste Frauenzeitschrift (Verkaufsauflage 770.000), die mit ihren Buch-Tipps mehr Einfluss auf den Verkauf von Büchern hat als alle Großfeuilletons zusammen.

Da macht es gar nichts, dass SZ und Bild mit ihren Bibliotheken den Markt schon ein wenig abgegrast haben und die Idee nicht neu ist – die Buchreihen von Zeitungen und Zeitschriften sind ein unkaputtbar-lukrativer Trend, demnächst startet die SZ eine Jugendbuchreihe und auch die Welt am Sonntag soll mit Hellmuth Karasek eine Edition planen. Da macht es genauso wenig, dass die Bücher der 26-teiligen Brigitte-Edition durchaus anspruchsvolle Lektüre darstellen: Paula Fox’ Roman „Was am Ende bleibt“, Richard Fords großer Roman „Unabhängigkeitstag“, Dieter Fortes „Das Muster“ oder ein Gedichtband der polnischen Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska – alles kein Lesefutter à la Hera Lind.

Dass Elke Heidenreich eine unschlagbare Verkäuferin ist, bewies sie einmal mehr bei der Vorstellung der Reihe am Mittwochabend im Bertelsmann-Haus in Berlin: Einen „Mordsspaß“ habe ihr die Auswahl bereitet, sie hätte eigentlich hundert Titel zur Auswahl gehabt und sie wolle unbedingt, dass diese Bücher Leser finden und sie sich alle mindestens 200.000-mal verkaufen. Auch Michael Krüger, dessen Hanser Verlag für den Vertrieb der Reihe zuständig ist, sprach davon, wie schön er es finde, dass diese Bücher in solchen Reihen selbst miteinander kommunizieren würden, vor allem aber, dass die Verlage keineswegs den Ast absägten, auf dem sie sitzen.

Tatsächlich sind diese Reihen für die Verlage aber eine zwiespältige Angelegenheit: Bücher, die in preiswürdigen Editionen neue Leser finden, sind das eine, doch das größte Verdienst gebührt jemand anders. Wenn man schwarz sieht, könnte man auch den Gedanken hegen, dass das große Publikum seine Lektüre bald nur noch bei SZ, Bild oder eben Brigitte kauft. Und so hat natürlich Elke Heidenreich nicht jeden Titel bekommen, den sie haben wollte, da haben sich die Verlage genau überlegt, welche Buchlizenzen sie herausgeben: Stewart O’Nans düsteres „Das Glück der Anderen“ ist zwar ein toller Roman, dürfte sich aber von O’Nans Büchern hierzulande mit am schlechtesten verkauft haben. Auch von John Updike oder Maarten’t Hart fallen einem andere, gängigere Titel ein als ausgerechnet „Gertrude und Claudius“ (Updike) oder „Gott fährt Fahrrad“.

Da erschließt sich die anspruchsvolle, mitunter erratisch wirkende Mischung der Brigitte-Edition schon eher, und da darf man mit Interesse abwarten, ob im Gefolge dieser todsicher erfolgreichen Reihe sich andere Bücher von Autoren und Autorinnen wie Radek Knapp, Bora Cosic, Jane Bowles oder Paula Fox plötzlich verkaufen. Davon würden die Verlage dann wirklich profitieren. GERRIT BARTELS