Jetzt wird jede Hand gebraucht

Vor allem der US-Nationalgarde mangelt es an Leuten: Viele sind im Irak oder in Afghanistan stationiert

BERLIN taz ■ Die Folgen des Hurrikans „Katrina“ stellen den amerikanischen Katastrophenschutz vor die größte Herausforderung seiner Geschichte. Die Rettungskräfte erwarten ihren längsten und teuersten Einsatz. Wie immer ist es im Wesentlichen eine konzertierte Aktion von Rotem Kreuz, dem staatlichen Katastrophenamt Federal Emergency Management Agency (Fema) und dem Militär. Allein die Nationalgarde hat 125.000 Männer und Frauen mobilisiert, um den Menschen in der Unglücksregion zu Hilfe zu eilen. Die Marine schickt Lazarettschiffe, Boote zur Trinkwasserversorgung und Schiffe, die als Start- und Landebahnen fungieren können.

Im Pentagon wurde eigens ein Krisen- und Koordinierungsstab eingerichtet – ein Präzedenzfall. Rotes Kreuz und Fema haben bereits 200 Notlager in den nicht überfluteten Gebieten errichtet. Beide bereiten sich darauf vor, mindestens 16 Millionen Lebensmittelrationen und 430.000 Schlafplätze zur Verfügung zu stellen.

Ein 50-Mann-Team der Fema ist ausschließlich damit beschäftigt, tausende mobiler Häuser oder Wohnbaracken zu beschaffen und sie in die Region zu transportieren. Die Behörde hat bereits angekündigt, allen Menschen entstehende Hotelkosten zu erstatten. Auch die Kirchen werden aktiv. Die Southern Baptist Convention will 10.000 Freiwillige in die Krisenregion entsenden. Die zerstörte Infrastruktur stellt jedoch das größte Hindernis für die Hilfsaktionen dar. Deshalb hat der Wiederaufbau von Straßen, Brücken und Flughäfen oberste Priorität. Hierbei sollen logistische Einheiten der Armee aushelfen. Doch den Streitkräften mangelt es an Ausrüstung und Personal. Vor allem die sonst für solche Einsätze herangezogene Nationalgarde ist längst an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen – viele ihrer Einheiten sind derzeit im Irak und in Afghanistan. MICHAEL STRECK