portrait
: Lebensgefährliches China-Schnäppchen

Die „gelbe Gefahr“ existiert latent. China bedroht auch nach dem Ende der Systemkonkurrenz noch immer das Leben unschuldiger Menschen – auch in Deutschland. Nicht nur mit Atomraketen aus dem vorigen Jahrtausend und schlampig verarbeiteten Chinakrachern oder Kanonenschlägen, sondern auch mit Autos. Das hat der ADAC jetzt bestätigt. Der Geländewagen „Landwind“ nämlich, den das „staatlich betreute“ Unternehmen Jiangling Motors Co. Group (JMCG) aus der rotchinesischen Provinz Jiangxi gerade auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt am Main präsentierte, bröselte beim Crashtest schlicht auseinander. „Keine Überlebenschance“ hätte ein Fahrer gehabt, so der ADAC nach der Auswertung eines simulierten Frontalzusammenstoßes bei Tempo 64.

Vor allem Holländer und Belgier sollten aufpassen: Dort fahren nämlich bereits 200 „Landwinde“ durch die Gegend. Der Niederländer Peter Bijvelds hat die Fahrzeuge schon vor der jetzigen Deutschlandpremiere importiert – und gedroht, in Westeuropa ein flächendeckendes Händlernetz für den 15.000 Euro billigen Offroader aufzubauen. Schon im nächsten Jahr will JMCG in Deutschland 10.000 Autos verkaufen.

Angesichts der Testergebnisse kann der ADAC vor dem vermeintlichen Schnäppchen aber nur warnen: „In der 20-jährigen Geschichte des Crashtests hat noch kein Fahrzeug schlechter abgeschnitten als dieser Geländewagen aus China.“ Die Fahreigenschaften? „Ausgeprägte Schlingerneigung, unpräzise Lenkung, lange Bremswege.“ Da passt es, dass es am Stand von JMCG auf der IAA zunächst keinerlei Informationsmaterial über das 115-PS-Auto gab, dessen Chassis von Opel abgekupfert ist. Die Prospekte, hieß es, kämen erst, wenn die IAA am Samstag für das breite Publikum öffne – das ist nur logisch: Schließlich ist JMCG in einer Volksrepublik daheim.

Das Unternehmen wurde 1968 gegründet und baute vornehmlich Busse und Lastkraftwagen. Es kooperiert international mit dem US-Konzern und mit der japanischen Isuzu – im Motor des „Landwind“ steckt japanisches Know-how.

Will JMCG mit dem Geländewagen in Westeuropa und den USA tatsächlich reüssieren, muss die Firma jetzt umfassend nachrüsten. Minimum dabei für den ADAC: eine stabile Fahrgastzelle, ein entschärfter Knie- und Kopfaufprallbereich, eine geteilte Lenksäule und der serienmäßige Einbau eines Airbags für den Beifahrer. Man könnte hinzufügen: Abgasnorm Euro-4. Das wird viel Geld kosten. Ob der „Landwind“ danach für deutsche Billigheimer mit Mut zum tödlichen Risiko überhaupt noch ein Thema ist, wird die nächste IAA zeigen.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT