Loplop hat ein Museum

Leise summen die großen Klimamaschinen. Zur Eröffnung mit Bundespräsident kamen 1.500 Besucher. Zwei Wochen danach ist das Max-Ernst-Museum in Brühl in der Normalität angekommen

AUS BRÜHLPETER ORTMANN

Hierbei wird die Faust geballt Daß der frosch zu boden knalltDada will nichts, Dada ist zu nichts nutze. Dada ist radikal, anarchisch und gefährlich. Für Offenheit und Unvoreingenommenheit plädierte Bundespräsident Horst Köhler vor zwei Wochen vor den Ehrengästen aus der ganzen Welt, als er nach monatelangem Hickhack endlich das Max-Ernst-Museum in Brühl eröffnen konnte. Er wolle schließlich nicht von seinen Nachkommen belächelt werden. Der Frosch wäre da längst zu Boden geknallt. In zeitgenössischen Zeiten hat es die Subversion auf dem Kunstmarkt und in Museen schwer, der gemeine Dadaist würde heute wohl ohne Mäzene da stehen, vom Geld fürs tägliche Brot ganz zu schweigen.

Max Ernst (1891-1976) hat der Markt schon zu Lebzeiten umarmt und bis heute nicht mehr los gelassen, selbst ältere Damen in der Eröffnungs-Ausstellung haben seine grafische Bildsprache entdeckt. „Da in der Mitte hat er einfach eine Holzscheibe abgerieben, ein Auge reingemalt, sowas habe ich im Kurs auch gemacht“, sagt gerade eine von ihnen. Ihre Kunstfreundin ist begeistert. Schnell einigt man sich noch auf die heimische Essecke als adäquaten Hänge-Ort und wandelt zu den alten Fotos aus Max Ernst Jugendzeit in Brühl und den netten bunten Bildern dahinten. Die Subversion wurde von der Zeit wohl verschlissen und die Moderne bleibt nur noch museale Werbewirksamkeit. Das besucherträchtige Kultur-Marketing hat selbst das winzige Seillans im südfranzösischen Département Var erreicht. Auch hier, wo er die letzten 12 Lebensjahre verbracht hat, wurde ein Max-Ernst-Museum eröffnet. Das erste überhaupt und kurz vor dem rheinischen Brühl, dass wohl durch zu viel Kondenswasser und eine streitbare Museumsdirektorin um diesen überflüssigen Titel gebracht wurde.

Eigentlich wollte man dort bereits im April um Max Ernsts Todestag herum eröffnen. Doch daraus wurde nichts. Immer noch steht die juristische Klärung des Rauswurfs von Ex-Direktorin Bettina Mette aus, momentan gibt es eine Interimslösung. Auch die Finanzausstattung und zukünftige Nutzung der Wechselausstellungs-Räume im neuen Untergeschoss steht noch in den Sternen. Die angebliche Feuchtigkeit ist angeblich aus dem alten Trakt heraus, die Klimamaschinen sind allerdings ziemlich überdimensioniert und einige Leihgeber aus Süddeutschland lassen sich nach Angaben des Museums täglich die Daten faxen. Mehr wird momentan von der Museumsleitung nicht verraten.

Wesentlich sind sowieso die Werke von Max Ernst und die Ausstellung gibt da einen vom Ernst-Experten Werner Spies wunderschön konzipierten Überblick auf zwei Etagen. Raumgreifend beginnt es mit der Bronzeskulptur „Capricorn“ von 1964. Das Original von 1948 stand im Garten der Eheleute Max Ernst und Dorothea Tanning. Ein arrangiertes Foto in der Ausstellung zeigt das. Mit Ehefrau Tanning machte das Museum sein bestes Geschäft und erwarb die 36 D-Paintings, die Max ihr jedes Jahr zum Geburtstag schenkte, auf jedem ein eingearbeitetes „D“. Die durchweg kleinen Arbeiten zeichnen sich durch eine große Material- und Themenvielfalt aus, die vom surrealen Ölbild bis zu wurmstichigen Holzbalken mit Platzdeckchen reicht. Etwa 60 wichtige Skulpturen aus dem Privatbesitz von Ernst besitzt das von einer 1991 gegründeten Stiftung aus Stadt, Landschaftsverband Rheinland und Kreissparkasse Köln getragene Haus selbst, dazu mit über 700 Blättern fast das gesamte grafische Werk des Künstlers.