verpasst
: Die Katerwahl

(div. Sender, ab 18 Uhr)

Was passiert, wenn man einen Moderator, dem Ambitionen auf das Amt eines Regierungssprechers angedichtet werden, auf seine vermeintliche Chefin in spe loslässt? Zum Beispiel, dass Peter Hahne (ZDF) zu Angela Merkel (CDU) sagt: „Wir begrüßen die erste deutsche Bundeskanzlerin“, dann doch irgendwie hastig zurückrudern muss („Für Schwarz-Gelb reicht es aber nicht“) und dazu noch ratlos-trauriger guckt als die angefressene Kanzlerkandidatin selbst. Wie weggeblasen war das sonst doch über alle Katastrophen stets erhabene Hahne-Lächeln.

Wer ist also schuld? Der „Verhetzungswahlkampf“, den CSU-Generalsekretär Markus Söder anprangerte, aber weniger die Medien als die anderen Parteien meinte?

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sah die Sache erwartbar anders und startete zuerst im Willy-Brandt-Haus und dann in der „Berliner Runde“ von ARD und ZDF den Pauschalangriff: Die SPD habe sich „gegen Medienmacht und Manipulation“ durchgesetzt, redete sich der Medienkanzler strategisch gut geplant in Rage. Und das Chefredakteursduo Hartmann von der Tann (ARD) und Nikolaus Brender (ZDF) fuhr voll drauf ab. Am Ende verbat man sich gegenseitig Unterstellungen, und aus dem Bundeskanzler wurde der „Herr Schröder“.Warum lassen sich die Öffentlich-Rechtlichen nur immer so leicht in die Rechtfertigungsrolle abdrängen?

Schröder – der Medienkanzler kann’s eben immer noch – deeskalierte gleich darauf wieder planmäßig: Seine Doris habe wegen seines Auftritts ja schon mit ihm geschimpft: „Ich sei vielleicht ein bisschen zu krawallig gewesen“, vermeldete dpa Kanzlers „freimütig vor geladenen Ehrengästen im 5. Stock des Willy-Brandt-Hauses“ gehaltene Beichte.

Auf Sat.1 definierten derweil BamS-Chef Claus Strunz und der offenbar wieder auch bei größeren Sendern Polit-TV-taugliche Michel Friedman die politische Landschaft so unfreiwillig wie einleuchtend: Gewonnen, so Friedman, hätten die Extreme – Linkspartei wie FDP.

Die intelligenteste Anmerkung des Abends kam übrigens von der gänzlich unparteiischen BBC: Mit berechtigtem Unverständnis merkte sie den „bizarren Umstand“ an, dass in Deutschland Elefantenrunden schon zu einem Zeitpunkt losgingen, wo das Wahlergebnis noch gar nicht feststeht. STG