Hurrikan „Rita“ bedroht Texas

Tropensturm „Rita“ wächst zum Hurrikan der Stärke 4. Morgen oder übermorgen wird der Sturm auf die texanische Küste treffen, erwarten die Meteorologen. Und die Behörden in den USA bemühen sich, diesmal auch ja nichts falsch zu machen

VON BERND PICKERT

Noch weiß niemand genau, welchen Kurs der zum Hurrikan erstarkte einstige Tropensturm „Rita“ nehmen wird. Wie die Meteorologen im Hurrikan-Zentrum in Miami erwartet hatten, wuchs „Rita“ gestern zu einem Hurrikan der Stärke 4 an – das entspricht „Katrina“, jenem Sturm, der Ende August die US-Bundesstaaten am Golf von Mexiko verwüstet hatte.

Am Dienstag war „Rita“ an Kuba vorbeigezogen. In der Hauptstadt Havanna brachen Strom-, Gas- und Wasserversorgung zusammen, der Flughafen wurde geschlossen, riesige Wellen brachen sich an Malecon, Kubas berühmter Hafenpromenade. 130.000 Menschen wurden evakuiert.

Die Experten erwarten, dass „Rita“ Ende dieser Woche auf die Küste trifft – wo genau, das war noch nicht abzusehen. Experten rechnen damit, dass vor allem die texanische Stadt Galveston, 50 Kilometer südlich von Houston, betroffen sein dürfte. Bereits am Dienstagabend erklärte der Bürgermeister von Galveston den Notstand und ordnete die Evakuierung an.

Auch in New Orleans im benachbarten Bundesstaat Louisiana bereiten sich die Behörden auf den neuen Hurrikan vor. Die Rückkehr der Einwohner in Teile der Stadt, die Bürgermeister Ray Nagin in den vergangenen Tagen vorbereitet hatte, wurde bis auf weiteres verschoben. In die aufgeweichten und erst notdürftig reparierten Dämme hat niemand Vertrauen: „Sie würden keine Art wesentlicher Sturmflut überstehen“, sagte General Carl Strock vom Army Corps of Engineers, das die Dämme überwacht. Louisianas Gouverneurin Kathleen Blanco bat US-Präsident George W. Bush in einem Brief, den Notstand auszurufen. Die Bevölkerung im Südwesten Lousianas forderte sie auf, sich auf eine kurzfristige Evakuierung vorzubereiten.

Betroffen von den Vorsichtsmaßnahmen sind auch viele jener Menschen, die gerade erst vor drei Wochen in Texas Zuflucht vor den Folgen von „Katrina“ gesucht haben. In Houston werden die Flüchtlinge, die noch immer in großen Notunterkünften untergebracht sind, in andere Bundesstaaten evakuiert, etwa nach Arkansas.

Bereits am Dienstag hatten Wind und Wellen die Florida Keys erreicht. In Key West war ebenfalls die Evakuierung angeordnet worden – doch nur rund die Hälfte der Bevölkerung hatte die Stadt tatsächlich verlassen. Das waren immerhin schon mehr Menschen als früher – bereits viermal war die Bevölkerung in den vergangenen zwei Jahren zum Verlassen der Stadt aufgefordert worden. Doch viele Einwohner setzen stets darauf, ihre Häuser so gut es geht zu verrammeln – und dazubleiben.