Tunnel stinkt nicht ohne Prüfung

Die Stadtentwicklungsverwaltung will jetzt untersuchen, was Abgasfilter für den Tiergartentunnel kosten. Eröffnungstermin wegen Software-Problem verschoben

Wird der Tiergartentunnel doch nicht zum Himmel stinken? Die Stadtentwicklungsverwaltung will vor der Eröffnung prüfen, ob und wie sich Abgasfilter einbauen lassen. „In einem Bericht über die Abluftsituation werden wir untersuchen, was eine Abgasreinigung kosten würde“, sagte Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) gestern in den Haushaltsberatungen des Verkehrsausschusses. „Außerdem werden wir klären, mit welchen Verzögerungen durch den Einbau zu rechnen ist.“

Bisher sieht die Planung vor, die Abgase der erwarteten rund 50.000 Autos pro Tag ungefiltert in die Luft zu pusten. Sie wird durch große Rotoren aus dem Tunnel gesaugt und durch zwei Kamine in den Himmel geblasen – der Nordkamin steht am Hauptbahnhof, der südliche versteckt sich im DaimlerChrysler-Gebäude am Potsdamer Platz.

Mit dem angekündigten Bericht wird ein Uraltvorschlag der Grünen genauer untersucht. Die Verkehrsexpertin der Fraktion, Claudia Hämmerling, hatte den im Ausschuss durch einen Antrag nochmals vorgetragen: „Angesichts von Diskussionen über Feinstaub und Fahrverbote ist nicht einzusehen, warum der Tunnel eine Dreckschleuder bleiben soll.“ Zwar fand die Grüne für ihr Votum für die Filterfinanzierung kein Gehör, die Fraktionen einigten sich aber einvernehmlich auf die Prüfung im Detail. „Wenn Abgase so gebündelt in die Luft strömen, muss man die Chance prüfen, sie zu reinigen“, sagt CDU-Verkehrsfachmann Alexander Kaczmarek.

Beschlossen ist damit aber noch nichts. Junge-Reyer machte vorsorglich darauf aufmerksam, das System sei vor zehn Jahren nach dem neuesten Stand der Technik geplant worden. „Nachträgliche Einbauten könnten mit erheblichen Kosten verbunden sein.“ Und die Zeitverzögerung für die Autofahrer, um die sich prompt die FDP sorgte?

Nun, da kann bei der 385 Millionen Euro teuren und 2,4 Kilometer langen Luxusröhre eh nicht mehr viel schief gehen: Die Eröffnung, ursprünglich für das Jahr 2000 und zuletzt für den 7. September geplant, ist in weite Ferne gerückt. „Realistisch gesehen“ werde das erst Anfang 2006 etwas, heißt es in der Senatsverwaltung. Die Ursache sind Softwareprobleme bei der Verkehrssteuerung, das Programm hat die Senatsverwaltung bei der Firma Weiss-Electronic in Trier bestellt. Im August installiert entspreche es nicht den Standards, sagt Behördensprecherin Manuela Damianakis. „Wir prüfen, ob wir Regress geltend machen können.“ ULRICH SCHULTE