Die Sonne als Heizung

Forscher fordern ein Erneuerbare-Wärmeenergie-Gesetz

Die Öl-, Gas- und Strompreise steigen rasant, eine klimawandelbedingte Naturkatastrophe jagt die nächste: Kein Wunder, dass erneuerbare Energien derzeit wieder in aller Munde sind. Der ForschungsVerbund Sonnenenergie (FVS) – ein Zusammenschluss verschiedener Forschungsinstitute – nutzte gestern die Gunst der Stunde und forderte bei einem Kongress in Köln ein „Erneuerbare-Wärmeenergie-Gesetz“.

Analog zum Erneuerbare-Energien-Gesetz, das die Gewinnung von Strom aus Wind, Sonne und Biogas über hohe Einspeisevergütungen fördert, sollte auch die Erzeugung von Wärme gesetzlich forciert werden, sagte Tagungsleiter Hans-Müller-Steinhagen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. „Das würde die Nutzer zu Investitionen in diese Energien motivieren.“

Der Vorschlag hat einiges für sich: Immerhin werden rund 60 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland zur Erzeugung von Wärme benötigt. Und nach wie vor werden 80 Prozent davon aus fossilen Energieträgern wie Gas, Erdöl und Kohle gewonnen. Dabei liegen die Alternativen längst auf dem Tisch, sagen die Forscher des FVS: Vor allem der Solarthermie, der Geothermie und der Biomasse gehörten die Zukunft. Bis 2020 seien 12 Prozent Wärmegewinnung aus erneuerbaren Energien „technologisch machbar und wirtschaftlich angemessen“, bis 2050 könnte der Anteil auf 50 Prozent gesteigert werden. Um die Entwicklung auf dem Wärmemarkt entsprechend zu forcieren, sollten diese Zahlen als Zielmargen gesetzlich festgeschrieben werden, empfahlen die Wissenschaftler. Außerdem müssten Landes- und Bundesregierung ihre Forschungsgelder aufstocken, forderte Müller-Steinhagen.

Ob die neue Landesregierung da wohl mitspielt? Müller-Steinhagen gab sich optimistisch: „Eigentlich sehen alle Parteien die Notwendigkeit zur Unterstützung gerade der Wärmegewinnung aus erneuerbaren Energien.“ Und Bernhard Hoffschmidt vom Solar-Institut Jülich befand, angesichts der weltweiten Entwicklungen bei Ressourcenverbrauch und Klimawandel gebe es gar keine Alternative zu einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. „Die Politik kann sich diesen Realitäten gar nicht verschließen“, hofft er. Sein Wort in Rüttgers und Merkels Ohren. SUSANNE GANNOTT