Vogelgrippe bedroht Indonesien

Gesundheitsministerin spricht von drohender Epidemie, doch konsequente Maßnahmen ließen bisher auf sich warten. Äußerung von WHO-Vertreter führt zu Irritationen

Solange es Infektionsherde in Asien gibt, ist kein Geflügel produzierendes Land sicher

BANGKOK taz ■ Der Tod dreier Kinder allein in dieser Woche ist ein böser Weckruf für die Behörden in Indonesien: Sie bemühen sich jetzt darum, die wachsende Zahl der Patienten mit Verdachtssymptomen der Vogelgrippe zu begrenzen. 22 Patienten mit entsprechenden Symptomen stehen derzeit nach Angaben von Ärzten unter Beobachtung. Bei zweien der gestorbenen Kinder, die sich möglicherweise mit dem H5N1-Erreger infiziert hatten, liegen abschließende Testergebnisse noch nicht vor. Lediglich im Fall eines fünfjährigen Mädchens, das zu Beginn der Woche starb, steht jetzt fest, dass es nicht dem gefährlichen Virus zum Opfer fiel.

Die indonesische Gesundheitsministerin Siti Fadila Supari erklärte, sie befürchte den Ausbruch einer Epidemie. Unterdessen kündigte die Regierung die Massentötung von Geflügel auf Bauernhöfen an, auf denen etwa 20 Prozent der Tiere mit dem H5N1-Virus infiziert sein sollen.

Kritikern zufolge hat sich dieses Vorhaben immer wieder verzögert. Dabei waren erste Fälle von an Vogelgrippe erkrankten Tieren bereits 2004 gemeldet und erste Massenschlachtungen vorgenommen worden. Im Juli dieses Jahres waren im Inselreich dann die ersten Todesfälle bei Menschen durch H5N1 bestätigt worden.

Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO rief Indonesien gestern dazu auf, mehr Geld für die Bekämpfung der Seuche bereitzustellen und präventive Strategien zu verbessern. „Die Geflügelpest ist jedoch nicht nur ein asiatisches Problem“, hatte kürzlich FAO-Veterinär Joseph Domenech eingeräumt. Solange es Infektionsherde in Asien gebe, sei kein Geflügel produzierendes Land sicher. Asien benötige für die Eindämmung der Vogelgrippe in den nächsten zwei Jahren mindestens 100 Millionen US-Dollar.

Der Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Peter Cordingley, hatte deutlich gemacht, dass die asiatischen Länder dabei auch auf den Westen angewiesen seien. Dieser habe sich bislang „apathisch“ verhalten. Offenbar angesichts der kritischen Lage in Indonesien haben die USA jetzt angekündigt, rund 20 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen das Virus in Südostasien bereitzustellen.

Seit dem Ausbruch der Vogelgrippe Anfang 2004 erlagen in Vietnam, Thailand, Kambodscha und Indonesien bisher mindestens 64 Menschen dem H5N1-Erreger. Wiederholt warnte die WHO davor, dass das Virus mutieren und eine für Menschen lebensbedrohliche Pandemie auslösen könnte. Für Irritationen dürfte in diesem Zusammenhang die von einigen Medien zitierte Aussage eines WHO-Vertreters in Indonesien sorgen, der davor gewarnt haben soll, die dortige Lage zu dramatisieren.

Auch außerhalb Asiens versucht man sich zu wappnen: Wegen der Gefahr, dass Wildvögel die Seuche nach Europa schleppen, hatten die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern angeordnet, dass Federvieh vorerst nur noch in Ställen gehalten werden dürfe.

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