Grüne fordern Boykott

Wegen Vernichtung von hunderten von Arbeitsplätzen in Berlin sollen Samsung-Waren nicht mehr gekauft werden

Aus Protest gegen die angedrohte Vernichtung von hunderten Arbeitsplätzen in Berlin fordern die Grünen einen Boykott von Waren des koreanischen Samsung-Konzerns. Es könne nicht sein, dass ein Unternehmen sich auf Kosten des Steuerzahlers eine Standort-Entscheidung „versüßen“ lasse und dann einfach gehe, betonten die Fraktionschefs der Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus, Sibyll Klotz und Volker Ratzmann. Nach ihren Angaben kassierte Samsung in Berlin Subventionen von 30 Millionen Euro. Dagegen kritisierte der Deutsche Arbeitgeber-Verband (DAV) das Standortmarketing des Senats.

Samsung hatte in dieser Woche die Schließung seines Bildröhrenwerks in Oberschöneweide zum Jahresende angekündigt. Damit sind 750 der 800 Arbeitsplätze gefährdet. Rund 600 Beschäftigte protestierten vergangene Woche für den Erhalt ihrer Jobs. Rückenstärkung erhielten sie dabei von allen im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei.PDS) hatten gegen die Schließungspläne protestiert.

Der Rückzug von Samsung wie auch des Zigarettenherstellers Reemtsma, der in Berlin 200 Arbeitsplätze abbauen will, ist aus Sicht des DAV ein „deutliches Beispiel für die Standortschwäche der deutschen Hauptstadt“. Berlin brauche ein besseres Standortmarketing, betonte DAV-Chefin Claudia Frank. Die sächsischen Städte Leipzig und Dresden machten seit Jahren vor, wie man Unternehmen umwerbe, fördere und ansiedele. Frank warf der rot-roten Landesregierung vor, dem voranschreitenden „Rückbau der Industrie“ keine geeigneten Maßnahmen entgegenzusetzen. Sie betonte: „Es fehlt dem Senat an Ideen. Deshalb muss ich Berlin den Vorwurf machen, nicht alles für bereits ansässige und potenzielle Investoren zu tun.“ DDP