Richtige Jobs sind rar

VON BARBARA DRIBBUSCH

Die Zahl der Arbeitslosen ist im September gesunken, weil die Firmen im Schnitt weniger Leute entlassen haben. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs in Deutschland geht jedoch weiter zurück. Dies ergibt sich aus dem Arbeitsmarktbericht für September, den die Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern vorlegte.

Die registrierte Arbeitslosigkeit nahm im September um 79.000 auf 4,65 Millionen ab, so der BA-Bericht. Die Arbeitslosenquote betrug 11,2 Prozent nach 11, 4 Prozent im August. Die Erwerbslosigkeit hätte sich noch stärker, nämlich um 147.000, vermindert, wenn die Statistik nicht neu gerechnet hätte. Die bisher nur als Schätzwert ermittelte Zahl von ehemaligen Sozialhilfeempfängern in so genannten Optionskommunen, die nicht von der BA erfasst werden, sind jetzt in die Zahlen einbezogen.

Rechnet man diesen statistischen Effekt heraus, sei der Rückgang der Arbeitslosigkeit im September „stärker als jahreszeitlich üblich“ gewesen, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Dies liege vor allem daran, dass sich weniger Menschen nach Jobverlust arbeitslos meldeten als zuvor. Damit setze sich der positive Trend der Vormonate fort. Gegenüber dem Vorjahr gab es allerdings immer noch 393.000 Arbeitslose mehr. Im September vorigen Jahres hatte die Arbeitslosenquote bei 10,3 Prozent gelegen.

Die Zahl der Stellenangebote ist gestiegen. Im September hatten die Arbeitsagenturen 467.000 Jobs im Angebot, das waren 198.000 mehr als im Vorjahresmonat. Allerdings waren davon nur knapp 320.000 ungeförderte Stellen, also nicht öffentlich subventionierte Jobs. Bei 148.000 dieser Angebote handelte es sich hingegen um Maßnahmen der Arbeitsagenturen, viele davon Ein-Euro-Jobs. Damit wäre fast jedes dritte Angebot der Arbeitsagenturen eine subventionierte Beschäftigungsmaßnahme – in den neuen Bundesländern liegt diese Quote noch erheblich höher.

Heiß begehrte Kostbarkeit sind also neue, sozialversicherungspflichtige Jobs. Doch die werden in diesem und im kommenden Jahr rar sein. Zwar gab es im August 113.000 Erwerbstätige mehr als im Vorjahresmonat. Doch „ausschlaggebend für dieses Plus“ im Vorjahresvergleich seien neue Ich-AGs, Minijobs und Ein-Euro-Jobs gewesen, heißt es im BA-Monatsbericht.

Die erste vorläufige Hochrechnung zu den voll sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt nur für den Juli vor. Danach sank die Zahl dieser Erwerbstätigen im Vorjahresvergleich um 1,5 Prozent auf 26,01 Millionen. Nur noch zwei Drittel der Erwerbstätigen zahlen also in die Sozialkassen ein – eine dramatische Entwicklung.

Von „Aufschwung“ war daher auch gestern bei der Bundesagentur für Arbeit nicht die Rede. Auch im nächsten Jahr dürfte das prognostizierte Wirtschaftswachstum von 1,0 bis 1,5 Prozent nach Ansicht der BA nicht ausreichen, um neue sozialversicherungspflichtige Stellen zu schaffen, erklärte BA-Vorstand Heinrich Alt.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) erwartet einen Rückgang bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auch noch im kommenden Jahr. Clement sagte, Deutschland stehe vor „erheblichen Veränderungen im Arbeitsleben“. Das sei „für den Einzelnen nicht nur positiv“.

Die Erwerbszweige entwickeln sich dabei unterschiedlich: Während die Beschäftigung bei den unternehmensnahen Dienstleistern, den Gesundheits- und Sozialberufen zugenommen hat, gibt es vor allem im Bau und dem verarbeitenden Gewerbe weiter starke Rückgänge.

Nichtsdestotrotz bezeichnete es BA-Finanzvorstand Raimund Becker gestern als realistisch, dass die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ab 1. Juli 2006 um 0,5 Prozentpunkte sinken könnten. Er begründete dies mit Effizienzgewinnen und höheren Einnahmen aufgrund der vorgezogenen Beitragszahlungen. Die CDU/CSU hat eine Absenkung der Beiträge in ihrem Wahlprogramm stehen.