Bouaké ist eine Geisterstadt

Die Rebellion in der Elfenbeinküste vor drei Jahren hat das Land in Nord und Süd geteilt. Die Friedensbemühungen sind festgefahren und die Wahlen abgesagt

BOUAKÉ taz ■ Nichts in dieser Stadt ist, wie es mal war. Die wenigen offenen Läden bieten ein Minimalangebot an. Die Banken sind geschlossen, seit Rebellen in der Elfenbeinküste die Kontrolle über Bouaké im Zuge des Putschversuchs am 19. September 2002 übernommen haben. Kaum ein produzierender Betrieb hält in der Stadt durch.

Die Verwaltung der Rebellen hat immerhin mit der Ausbildung von Polizisten begonnen. Auch eine kommunale Sparkasse gibt es jetzt. Notdürftig versuchen geplünderte Schulen, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Doch nur wenige der Lehrer, die in den Süden geflüchtet sind, kehren zurück. Die Abwanderung hält an. Die Hauptstadt Abidjan beherbergt ein Drittel der Gesamtbevölkerung von rund 17 Millionen Menschen. Bouaké, Hauptsitz der Rebellen, wirkt zunehmend wie eine Geisterstadt. Einst war sie wichtigstes Wirtschaftszentrum neben der südlichen Metropole Abidjan.

Und alles sieht danach aus, dass sich in absehbarer Zukunft nichts ändert. Mitte dieser Woche hat Präsident Laurent Gbagbo, der den Süden kontrolliert, die für Ende Oktober geplanten Wahlen abgesagt. Schon in den Wochen zuvor ließ die UNO-Friedensmission in der Elfenbeinküste verlauten, dass der Zeitplan nicht einzuhalten sei. Damit stehen die jüngsten Vermittlungsbemühungen Südafrikas vor dem Ende. Vorher hatten sich schon über ein halbes Dutzend Regierungen verschiedenster Länder an der friedensstiftenden Aufgabe abgearbeitet.

Gbagbos reguläre Amtszeit endet in diesem Herbst. Er kann weitere drei Monate im Amt bleiben. Das sieht die Verfassung im Fall verzögerter Wahlen vor. Aber ohne baldige Wahlen könnte sich die Regentschaft von Gbagbo verlängern. Die einen sagen, das stünde im Einklang mit der Verfassung, die anderen, das sei nicht der Fall. Gbagbo selbst sagt, die Souveränität des Landes sei nicht gegeben, also könnten keine Wahlen stattfinden. Seine Gegner fordern eine Regierung der nationalen Einheit.

Überall in der Elfenbeinküste stößt man auf entgegengesetzte Ansichten. Eine wirkliche Annäherung der Positionen haben all die Vermittler aus Frankreich, Gabun, Togo, Senegal, Niger und Ghana nicht erreicht. Das einzige Ergebnis ist, dass der umstrittene politische Führer des Nordens, Alassane Ouattara, für das Präsidentenamt kandidieren darf. Das ist Südafrika zu verdanken. Zuvor war Ouattara aufgrund seiner angeblich ausländischen Herkunft ausgeschlossen worden. Aber das Hauptproblem bleibt: Wer ist Ivorer, wer darf wählen und gewählt werden?

Die geplante Entwaffnung der Rebellen und Milizen, angeblich der Grund, warum das letzte Abkommen platzte, scheint dagegen noch eher durchführbar. Bislang weigern sich die Rebellen, die Waffen abzugeben, weil sie keine vertrauensbildenden Schritte bei den Gbagbo-Milizen erkennen konnten.

Stets waren es Gbagbo und seine Regierungspartei, die sich mit dem Rücken an die Wand gedrängt sahen – von der internationalen Gemeinschaft, aber auch von den meisten afrikanischen Ländern. Nun hat sich das Blatt gewendet. Die Südafrikaner sagten deutlich, es sei die bewaffnete politische Opposition, die sich nicht an die Absprachen halte.

Es ist unklar, wie es nun weitergeht. Die Rebellen wollen keine südafrikanische Vermittlung mehr. Gbagbo will sich nicht mit Westafrikanern treffen, die in Absprache mit der Afrikanischen Union wieder Verhandlungen führen wollen. Einige von ihnen stünden selbst den Rebellen nahe, sagte der Präsident. So verbringen Führer der Rebellen bald mehr Zeit auf der Farm des neuen Präsidenten von Togo als in Bouaké. Vielleicht, weil es auch Probleme zwischen dem politischen und militärischen Flügel der Rebellen gibt. Eine Reihe von Kriegsgewinnlern sind nicht mehr an einer Lösung des Konflikts interessiert. Außerdem lief die Kakaoernte auch in den vergangenen drei Jahren reibungslos. Der Kakao des weltweit größten Produzenten findet trotz des Konflikts seinen Weg auf den Weltmarkt.

HAKEEM JIMO