Hochformatige Höhenflüge

Mit 23,5 Millionen Euro will der Senat 4.000 neue Arbeitsplätze in der Hamburger Luftfahrtindustrie fördern. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) glaubt unbeirrbar an das Wachstum einer zukunftsträchtigen Industrie

Von Sven-Michael Veit

Wenn Gunnar Uldall selbst kleine Maßnahmen präsentiert, ist er um große Worte nie verlegen. Und wenn es um den Luftfahrtstandort Hamburg geht, läuft Hamburgs CDU-Senator für Wirtschaft und Arbeit regelmäßig zur Hochform auf. Gestern sprudelte er – im Behördenkonferenzsaal mit dem beziehungsreichen Namen „Toulouse“ – wieder mal über: Luftfahrtcluster, Jobmotor, Zukunftsinvestitionen, international orientierte strategische Handlungsfelder, Entwicklung innovativer Systeme, binationale Qualifizierungsmodule – kein Hamburger Senator kann seine Politik so blumenreich verkaufen wie der ehemalige Unternehmensberater.

Um eher prosaische 23,5 Millionen Euro geht es, verteilt über fünf Jahre bis 2010, mit deren Hilfe Uldall „die Kernelemente unserer Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik“ stärken möchte. Mit dem Ziel, „4.000 neue Arbeitsplätze in der Luftfahrtindustrie zu schaffen“. Das sei „anspruchsvoll“, räumt der Senator ein, „aber realistisch“.

Seinen Optimismus gründet er auf ein umstrittenes Gutachten der Wirtschaftsberatungsfirma Deloitte aus dem November vorigen Jahres. Dieses hatte auf dem Höhepunkt des Konflikts um den Ausbau des Airbus-Werks Finkenwerder die nicht entstehenden Jobs „in einem Korridor zwischen 2.500 bis 4.000“ prophezeit, falls der A380 nicht in Finkenwerder teilmontiert würde. Belegt wurden diese Zahlen in der 39-seitigen Expertise zwar nicht. Das aber hindert Uldall nicht daran, sich jetzt mit seiner Hoffnung „eher am oberen Rand“ zu bewegen.

Und damit sie möglichst auch eintritt, entnimmt er nun knapp 19,5 Millionen Euro einem im vorigen Jahr beschlossenen Sonderinvestitionsprogramm des Senats und garniert sie mit weiteren gut vier Millionen aus seinem eigenen Haushalt. Mit 16,4 Millionen Euro stehen rund zwei Drittel dieser Summe bereit zur Entwicklung eines „Forschungsnetzwerkes“ aus Universitäten, Unternehmen und sonstigen Instituten.

Dieses Netzwerk solle beispielsweise austüfteln, wie der Lärm in Flugzeugkabinen weitestgehend reduziert werden könne, auch die Entwicklung „flexiblerer Systeme für Bordküchen“ oder „innovativer Sitzkonzepte“ ist erwünscht, ebenso wie effektivere und ressourcensparende Wasser- und Klimaanlagen in Passagiermaschinen.

Was kleinteilig klinge, sei in Wirklichkeit strategisch wichtig für den Ausbau Hamburgs als drittgrößter Luftfahrtstandort der Welt, glaubt Uldall. Die Kooperation bislang vereinzelter Kompetenzzentren sei ein „wesentlicher Schwerpunkt“, damit Hamburg seinen Anteil am „Wachstum des weltweiten Flugverkehrs ausschöpfen“ könne. Die übrigen 7,0 Millionen Euro des Programms sollen investiert werden in die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte, in Service und Marketing sowie internationale Partnerschaften und Kooperationen vor allem mit China und Südostasien.

Wenn die Bürgerschaft dem zustimme, wovon Uldall „sicher“ ausgeht, könne das Programm noch in diesem Jahr „sehr rasch starten“. Den Antragstellern winken Projektsubventionen von 100 Prozent (Hochschulen und Institute), 60 Prozent (mittelständische Unternehmen) oder immerhin 40 Prozent, „wenn es ein großer Konzern“ sei.

Zum Beispiel Airbus.