Prügel statt Küsse

Übersetzungsfehler begründet rüde koreanische Sitte

BERLIN taz ■ Wer schon mal als Gast einen koreanischen Haushalt besucht hat, wundert sich meist, dass ihm der Gastgeber zur Begrüßung ein paar Schläge auf den Kopf verpasst. Das sei eine uralte Sitte, heißt es dann. Jetzt haben koreanische Wissenschaftler der Universität Seoul diese seltsame Sitte untersucht und herausgefunden, dass sie auf ein Missverständnis in einer Familie zurückgeht. Demnach habe es im Gastschreiben einer westkoreanischen Familie geheißen, man erwarte zur Begrüßung „Küsse auf den Kopf“, bei den ostkoreanischen Verwandten habe man jedoch das sehr ähnliche Schriftzeichen für „Prügel“ gelesen, berichten die Ethnologen in der Zeitschrift Nature. Später hätten sich die Westkoreaner beim Gegenbesuch auf ähnliche Weise gerächt, so dass aus dem Übersetzungsfehler im Laufe der Jahrhunderte eine Familien- und Landestradition entstanden sei.