Aufstand der Ärzte

Hamburger Mediziner demonstrieren für höhere Gehälter – zu Lasten des übrigen Klinikpersonals, befürchten ver.di und Krankenhausgesellschaft

Von Kristina Allgöwer

Mit Warnstreiks und einer Demonstration haben gestern mehr als 2.000 Hamburger Krankenhausärzte gegen ihre Arbeitsbedingungen und Bezahlung protestiert. In weißen Kitteln zogen sie mit Trillerpfeifen vom Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) zum Gänsemarkt. „Operiert euch doch selber“ hieß es auf Transparenten und in Sprechchören der Mediziner.

Eine Gehaltserhöhung von 30 Prozent ist eine der Kernforderungen der protestierenden Ärzte. Dies hatte die Dienstleistungsgesellschaft ver.di angesichts drohender Lohneinbußen bei den übrigen Krankhausbeschäftigten bereits vergangene Woche kritisiert (taz berichtete). Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, wies solche Vorwürfe von sich: „Es ist unredlich, wenn man uns Unsolidarität vorwirft, nur weil wir einen eigenen Weg gehen“, gab er auf dem Gänsemarkt kund. In Wirklichkeit kämpften die Ärzte für bessere Bedingungen im gesamten Krankenhaus.

„Wir würden gerne gemeinsam mit dem übrigen Personal auf die Straße gehen“, sagt Ulrike Stachow, Ärztin am Marienkrankenhaus, „aber mit ver.di geht das nicht.“ Die Dienstleistungsgewerkschaft sei „zu arbeitgeberfreundlich“ und liege deshalb mit dem Marburger Bund im Clinch. Innerhalb der Kliniken herrsche aber Solidarität zwischen Medizinern, Pflegepersonal und Laboranten: „Wir werden alle zu schlecht bezahlt“, so Stachow. Eine Gehaltserhöhung würde nicht zu Lasten der übrigen Beschäftigten gehen: Das Geld könne beispielsweise von der Pharmaindustrie kommen.

Dem widerspricht Angelika Detsch, ver.di-Fachbereichsleiterin für Gesundheit: Der Marburger Bund habe beim Gesetzgeber kein Geld aus der Pharmaindustrie gefordert. Lohneinbußen beim übrigen Klinikpersonal seien deshalb bei einer Erhöhung der Ärztegehälter unvermeidbar: „Um dem einen etwas zu geben, muss man dem anderen etwas wegnehmen.“

Kritik an den Forderungen der Ärzte übte gestern auch die Hamburgische Krankenhausgesellschaft (HKG). Die geforderte massive Besserstellung der Ärzte könne nur zu Lasten der übrigen Beschäftigten erreicht werden, so HKG-Geschäftsführer Jürgen Abshoff. Die Klinikbudgets seien nach wie vor gedeckelt und die Mittel für entsprechende Gehaltserhöhungen damit schlicht nicht vorhanden.

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