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: „Flightplan“

Weil sie sich mehr um ihre Kinder kümmern wollte, hat Jodie Foster in den vergangenen Jahren nur noch wenige, ausgewählte Filme gedreht. Diese Entscheidung muss man respektieren. Kaum respektabel scheint hingegen, dass die wenigen Filme, die Foster ausgewählt hat, keine besonders guten Filme waren. Man erinnere sich an das sämige Machwerk „Anna und der König“ von Andy Tennant oder David Finchers höchstens theoretisch interessanten Thriller „Panic Room“. Die Rolle in „Hannibal“, Ridley Scotts Fortsetzung von „Schweigen der Lämmer“, lehnte Foster hingegen ab, weil ihr das Drehbuch nicht gefiel. Man muss daher annehmen, dass ihr das Buch von „Flightplan“ wunderbar zugesagt hat.

Foster spielt darin die Luftfahrtingenieurin Kyle, die mit ihrer Tochter Julia von Berlin zurück in die USA fliegt, weil ihr Mann gerade vom Dach ihres Eigenheims gesprungen ist. Frisch verwitwet und sehr müde nickt sie während des Fluges ein, und als sie wieder aufwacht, ist die Tochter plötzlich weg. Nirgendwo ist Julia zu finden, und gesehen haben will sie auch keiner. Dafür sieht der Zuschauer jetzt oft die wachsende Panik in Fosters Gesicht, das fortan gern in schwitzender Großaufnahme gezeigt wird. Überhaupt legen Regisseur Robert Schwentke und Kameramann Florian Ballhaus sich visuell mächtig ins Zeug. Mit allerhand Schwenks, Schnitten und abwegigen Einstellungen lassen sie kein Mittel ungenutzt, um klaustrophobische Enge zu inszenieren. Andererseits wollen sie dem Publikum damit auch die Möglichkeit nahe legen, dass die Tochter gar nicht verschwunden ist, sondern die traumatisierte Kyle sich vielleicht alles nur einbildet.

Weil „Flightplan“ aber ein überraschender Thriller sein soll, ist es wenig überraschend, dass selbstverständlich alles ganz anders kommt. Das andere ist aber so unsagbar unlogisch, dass es nur einem wirklichen guten Regisseur gelingen kann, es dem Publikum als halbwegs schlüssig und nachvollziehbar zu vermitteln. Man muss sagen, dass Schwentke in diesem Sinne keine guter Regisseur ist. Sieht man die erste Hälfte des Films noch als eine zeitgemäße Variante von Hitchcocks „Eine Dame verschwindet“, so ist man die zweite Hälfte vor allem damit beschäftigt, die Löcher im Plot auszumessen. Und was Jodie Foster angeht: Sie spielt ihre Rolle wie immer gut, nur spielt sie die sorgende Mutter Kyle eben exakt so, wie sie schon die sorgende Mutter Meg in „Panic Room“ gespielt hat.

HARALD PETERS

„Flightplan“, Regie: Robert Schwentke, mit: Jodie Foster, Peter Sarsgaard, Sean Bean, Kate Beahan u. a., USA 2005, 98 Min.