Kluft zwischen Arm und Reich wächst weiter

Zehn Jahre nach dem Weltsozialgipfel zieht der „Social Watch Report“ eine negative Bilanz – auch für Deutschland

BERLIN AFP/dpa ■ Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich in den vergangenen Jahren weltweit vertieft. Zehn Jahre nach dem Weltgipfel für soziale Entwicklung in Kopenhagen und fünf Jahre nach dem UN-Millenniumsgipfel in New York würden die dort vereinbarten Ziele nur sehr schleppend umgesetzt, kritisiert der fünfte Bericht von Social Watch Deutschland, der gestern vorgestellt wurde.

In einigen Teilen der Welt sei die Armut zwar zurückgedrängt worden, in vielen Ländern habe sie jedoch zugenommen, fasste das Kinderhilfswerk Terre des hommes den Bericht zusammen. Es ist eine von 28 entwicklungs- und sozialpolitischen Organisationen, die in dem Netzwerk Social Watch Deutschland/Forum Weltsozialgipfel zusammengeschlossen sind.

„Die großen Versprechen zur Armutsbekämpfung wurden bisher nur sehr unzureichend in konkretes Handeln umgesetzt“, kritisierte Klaus Heidel, Sprecher von Social Watch Deutschland. Vor allem in Afrika südlich der Sahara habe sich die Situation verschlechtert. Dort lebten heute 140 Millionen Menschen mehr in absoluter Armut als noch 1990, erklärte Heidel.

Jürgen Reichel vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) verwies auf die Kritik des Berichts an Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds und der Welthandelsorganisation, die mit ihrer Politik die Bekämpfung von Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria behinderten.

Auch Deutschland wird in dem Bericht kritisiert, weil es noch nicht alle Beschlüsse des Weltsozialgipfels umgesetzt hat. So habe sich die Situation geduldeter Flüchtlinge verschlechtert. Außerdem habe Deutschland, so Reichel, eine „einmalige Chance vertan, zur rechten Zeit eine überzeugende Antwort vorzulegen, wie deutsche Politik zur Lösung der weltweiten Zukunftsaufgaben beitragen wird“.