Erfolg versprechende Versuche

Bei der Suche nach einem Antigrippemittel sind Pharmakologen jetzt bei einem Naturstoff fündig geworden

Bei der Suche nach Wirkstoffen gegen die Erreger der Vogelgrippe hat das Friedrich-Löffler-Institut der Bundesforschungsanstalt für Viruserkrankungen bei Tieren, „viel versprechende Ergebnisse“ mit einem natürlichen Pflanzenwirkstoff erzielt. „Unsere Zellkulturversuche haben eindeutig eine antivirale Wirkung ergeben“, betonte Institutssprecherin Elke Reinking.

Ob der Cystus-Extrakt wirklich der Schlüssel zur Bekämpfung der Vogelgrippe ist, könne man erst nach weiteren Untersuchungen sagen. Schon jetzt wertet das Löffler-Institut die Ergebnisse der gerade abgeschlossenen Grundlagenforschung aber als „sehr interessant“.

Das Löffler-Institut bestätigt damit die Erkenntnisse, die vor kurzem Forscher der Berliner Universitätsklinik Charité und der Uni Münster vorgelegt hatten. „Dass mehrere Institute in unabhängigen Untersuchungen mit unterschiedlichen Methoden zum gleichen Ergebnis kommen, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sieht sich der Leiter des Münsteraner Uni- Instituts für molekulare Virologie, Professor Stephan Ludwig, bestätigt.

Er hatte bei Versuchen mit Laborviren, die dem inzwischen auch nach Europa vorgedrungenen Vogelgrippevirus H5N1 gleichen, eine „sehr gute antivale Wirkung“ des von dem Naturunternehmen Pandalis in Glandorf, Landkreis Osnabrück, entwickelten Pflanzenwirkstoffs nachgewiesen.

Professor Holger Kiesewetter vom Charité-Institut für Transfusionsmedizin hat Cystus-Gurgelsud in einer Versuchsreihe mit 95 Patienten erprobt, die an grippalen Entzündungen im Rachenraum litten. „Wir haben dabei eine klare Hemmung der krankheitsauslösenden Viren und Bakterien festgestellt.“ Um festzustellen, ob der grippehemmende Stoff auch gegen die Vogelgrippe hilft, empfiehlt der Berliner Charié-Forscher „dringend weitere wissenschaftliche Untersuchungen“.

So sollte die Bundesregierung ihren in der letzten Woche bereitgestellten 20-Millionen-Topf zur Entwicklung eines Prototypimpfstoffs auch „zur Erforschung alternativer Wirkstoffe öffnen, die auf natürlichen Pflanzenstoffen basieren“. Dass es so weit kommt, erwartet Kiesewetter aber nicht: „Die Politik sorgt derzeit dafür, dass sich große Pharmaunternehmen die Taschen voller Geld stopfen und lässt alternative Untersuchungen, die viel bessere Ergebnisse bringen könnten, unbeachtet.“

In den mit der Vogelgrippe befassten Bundesministerien waren die jetzt bekannt gewordenen Ergebnisse bisher noch kein Thema. „Dazu können wir noch nichts sagen“, beschied noch vor wenigen Tagen eine Sprecherin des Verbraucherministeriums auf Nachfrage. Ähnlich reagierte das dem Gesundheitsministerium angeschlossene Paul-Ehrlich-Institut: „In dieser Sache haben wir 0,0 Erkenntnisse.“

Ein Bericht von „Report München“ hat die Ministerien offenbar sensibilisiert. Inzwischen hat sich Minister Jürgen Trittin selbst eingeschaltet. Das bundeseigene Friedrich-Löffler-Institut hat für die nächsten Tage die Veröffentlichung weitergehender Ergebnisse angekündigt.

KLAUS HILKMANN