Mit dem Dreirad durch Ecuador

Beim „ambulart“-Festival im Metropolis stellen junge FilmemacherInnen aus Ecuador, Mexiko und Deutschland sich und ihre Arbeit vor

Was haben Ecuador, Mexiko und Deutschland gemeinsam? Die spanische Sprache, jedenfalls in der hochschulischen Filmszene. Das Engagement des Professors Gerd Roscher hat viele Spanisch sprechende Studierende an die Hochschule für bildende Künste (HfbK) in Hamburg geführt, die dort die „spanisches Fraktion“ (!) gegründet haben.

Aus dieser Enklave heraus ist in Zusammenarbeit mit ecuadorianischen und mexikanischen Filmtheatern und Hochschulen das Festival „ambulart“ entstanden. Das Programm ist bereits durch die beiden lateinamerikanischen Mitgründerländer getourt und jetzt in Hamburg zu Gast.

„,Ambulart‘ bietet eine Entdeckungsreise durch die unabhängige Filmszene Mexikos und Ecuadors abseits des Mainstreams mit hier noch nie gezeigten Filmen und Videos“, verspricht Mitorganisator Klaas Dierks. Neben klassisch erzählten Spielfilmen wird es experimentelle Kurzfilme geben. „Sie handeln von existenziellen Themen: Tod, Liebe, Überlebenskampf“, sagt Dierks.

Mehrere Beiträge nehmen zudem kritisch Stellung zu den politischen Verhältnissen in ihrem Land. In el triciclazo fahren zum Beispiel ein paar Ecuadorianer auf Dreirädern durchs Land und prangern im Jargon von Fußballkommentatoren gesellschaftliche Missstände an. Die Dokumentation Oxxo. Negocio? ... Monopolio wiederum zeigt, wie die Supermarktkette „Oxxo“ die Existenz kleiner Läden in Mexiko gefährdet.

Die 40 Produktionen der Reihe bieten Einblicke in die unterschiedlichen filmischen Strömungen in Ecuador und Mexiko, von poetischer Animation bis zu subjektiven Reflexionen über Migration. Dabei fällt auf, dass alle Filme unter 30 Minuten kurz sind. „Unabhängige Filmemacher haben kein Budget für Langfilme“, erklärt Klaas Dierks. Seinen eigenen kurzen Beitrag Dopodomani kündigt er als spätromantischen Tierfilm an. Andere deutsche Beiträge drehen sich um Menschliches: das Abenteuer der Kontaktaufnahme beim U-Bahn-Fahren zum Beispiel.

Sich und sein Werk zu präsentieren, mit dem Publikum zu diskutieren, das ist den jungen Filmschaffenden wichtig, ebenso der kulturelle Austausch. Bei den Programmen Anfang des Jahres im Museum für Moderne Kunst in Guadalajara (Mexico) und in Kinos von Guayaquil und Quito (Ecuador) waren deutsche Filmemacher zu Gast. Im Gegenzug werden RegisseurInnen aus den beiden lateinamerikanischen Ländern nach Hamburg kommen. „Kolumbien und Argentinien haben kürzlich auch ihr Interesse an der ,ambulart‘ angemeldet“, freut sich Dierks. Katrin Jäger

„ambulart“ läuft am 5. und 6.11 im Metropolis. Info: www.spfraktion.com