Telekom streicht 19.000 Stellen

Grund sei die wachsende Konkurrenz im Festnetzgeschäft, sagt Unternehmenschef Ricke. Es gehe nur um die Steigerung des Aktienkurses, sagt die Gewerkschaft

BERLIN taz ■ 32.000 Mitarbeiter der Deutschen Telekom sollen in den kommenden drei Jahren das Unternehmen verlassen. Zumindest sieht das der Sparplan vor, den das Unternehmen gestern vorstellte. Dieser läuft netto auf die Streichung von 19.000 Arbeitsplätzen hinaus, denn 6.000 Mitarbeiter sollen in den kommenden Jahren neu eingestellt werden: Hinzu kommen 7.000 Arbeitnehmer der Beschäftigungsgesellschaft Vivento, deren Arbeitsbereiche die Telekom verkaufen will, wie zum Beispiel das Call Center. Betriebsbedingte Kündigungen soll es aber vorerst nicht geben. Die entsprechende Vereinbarung mit den Gewerkschaften gelte bis Ende 2008.

Stattdessen will die Telekom „freiwillige Personalabbauinstrumente“ nutzen, wie Altersteilzeit und Abfindungen. Mit dem Bund werde über eine Vorruhestandsregelung für die noch im Unternehmen beschäftigten Beamten gesprochen. Insgesamt soll der Personalabbau 3,3 Milliarden Euro kosten. Die Telekom hatte Ende Juni gut 244.000 Mitarbeiter, davon waren noch mehr als 46.600 Beamte. Seit der Privatisierung hat die Telekom mehr als 100.000 Stellen gestrichen.

Von den neuen Kürzungen besonders betroffen ist die Festnetzsparte T-Com, die etwa 20.000 Stellen streichen muss. „Der weltweite Umbruch der Branche, die rasante technologische Entwicklung und besonders der regulierungsbedingt harte Wettbewerb im Festnetz- und Breitbandbereich in Deutschland stellen den gesamten Konzern vor verschärfte Herausforderungen“, begründete Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke den Stellenabbau. Gleichzeitig drohte er damit, dass noch mehr Jobs gestrichen werden könnten. „Sollte beispielsweise der Aufbau eines Hochgeschwindigkeits-Glasfasernetzes aufgrund von Regulierung dieses neuen Marktes gefährdet sein, droht ein zusätzlicher Entfall von 5.000 Stellen.“

Der designierte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bedauerte in Berlin den Stellenabbau bei dem einstigen Staatskonzern. „Wir können jedoch nicht künstlich Arbeitsplätze halten, die nicht mehr gebraucht werden“, sagte Glos.

Die Gewerkschaft Ver.di übte hingegen scharfe Kritik. „Jetzt sollen offensichtlich wieder die Beschäftigten die Zeche zahlen, obwohl sie dem Unternehmen bereits in den vergangenen Jahren mit ihrem Beitrag zum Beschäftigungsbündnis aus tiefroten Zahlen geholfen haben“, kritisierte der stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Franz Treml, auch Aufsichtsrat der Telekom. Die Planungen seien nicht nachvollziehbar und dienten nur dazu, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Das hat gestern zumindest geklappt. Am Mittag lag die T-Aktie mit 2,6 Prozent im Plus. STEPHAN KOSCH