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: It is so far: Lodda kommt – nur wo?

Gefährdete Bundesliga-Trainer können aufatmen: Lothar Matthäus verleiht ihnen nämlich Job-Garantie

Auf die Bibel ist auch kein Verlass mehr. „Und als Jesus fortging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm.“ So steht es geschrieben, im Evangelium des Apostels Matthäus 9, 9. Aber der neuzeitliche Wiedergänger Matthäus folgt den Rufen nicht. Er bleibt in Ungarn.

Lodda Vielsprech hat am Wochenende erklärt, er höchstselbst habe dem Club abgesagt. Denn er sei „ein bisschen irritiert“ über die „gewisse Unruhe“ im Club. So nennt er die vehementen Fanproteste gegen sich. Nürnbergs Manager Martin Bader hat dem Tunichtgut sogar eine „zweifelsohne große menschliche Komponente“ zugeschrieben. Mutig geschleimt – aber erfolglos. Die fränkische Liaison zwischen dem Teppichhändler Michael A. Roth und dem gelernten Raumausstatter Loddamaddäus ist trotzdem geplatzt.

Dennoch: Loddas Absage hat größere Folgen, als viele ahnen, denn im Rattenrennen auf dem Trainerkarussell scheint eine historische Wende angezeigt. Sportlich sind andere in Vorleistung getreten: Hannovers Senior Michael Tarnat gleicht für seinen Trainer Lienen in letzter Sekunde aus, ebenso wie Kölns 1:1 in Wolfsburg durch den 19-jährigen Amateur Denis Epstein vorerst Uwe Rapolders Situation stabilisiert.

Andere Schleudersitzler bleiben, etwa Michael Henke beim dauerdesolaten 1. FC Kaiserslautern. Der glaubt: „Es gibt überhaupt keine Unruhe.“ Klingt gelogen, aber Henke weiß um seinen größten Verbündeten: Nach seiner Entlassung wäre Lodda im Gespräch. Und die Pfalz würde kochen. In Stuttgart steht Giovanni Trapattoni auf der Kippe. Die gequälten VfB-Fans wissen, im Fall der Fälle könnte das Loddale kommen. Die Nürnberger Matthäus-Absage hat also eine grundsätzlich balsamierende Bedeutung. Überall droht Lodda als Ersatz. Und überall werden sie sich überlegen, ob sie weiter „Lienen raus“ grölen oder Trapattonis Gestendeutsch verhöhnen. Matthäus in einer neuen Rolle: als Stabilisator und Arbeitsplatzgarant für andere.

Noch kann man, soweit bekannt, nicht wetten, wo Matthäus wohl demnächst Trainer wird. Aber es gibt bei „Intertops“ dieses Angebot: Wenn Jürgen Klinsmann nach einer Niederlage am Samstag in Frankreich „noch am gleichen Tag (CET) seinen Rücktritt erklärt“, zahlen sie Quote 210 für 10. Bedenklich wenig. Aber viel bedenklicher: Auch hier droht Lodda Matthäus.

Uns bleibt bisweilen nur Lodda Englishman’s Website. „Dear visitor“, schreibt da der polyglotte Franke wörtlich, „on Monday, the 05.01.2004, was it so far.“ An dem Tag was he to Ungarn come. Our Withgefühl gilt dem tapferen ungarischen Volk, das schon 1954 durch Rahn und Co deutschenseitig so gedemütigt wurde. BERND MÜLLENDER