Pseudo-Falle Emanzipation

Die Emanzipation habe sich zu Tode gesiegt, Mutterschaft müsse in dieser Gesellschaft wieder attraktiv gemacht werden: Ideologisch begründet sei, so eine der Thesen Susanne Gaschkes, die im Literaturhaus jetzt ihr Buch Die Emanzipationsfalle vorstellt, die Kinderlosigkeit der in den Sechzigern geborenen Akademikerinnen. Ein Umdenken tue not.

Unberücksichtigt bleibt bei dieser Argumentation die hierzulande real existierende Unmöglichkeit, ganztägige Berufstätigkeit und Mutterschaft zu vereinbaren. Nicht nur das Kita-Gutschein-Chaos offenbart diese Lücke: Auch die Tatsache, dass oft nicht einmal Kita-Öffnungszeiten mit Arbeitszeiten kompatibel sind, offenbart strukturelle Defizite. Geflissentlich überhört wurde nach 1989 zudem die Forderung ostdeutscher Frauen nach flächendeckender Kita-Versorgung, wie sie in der Ex-DDR üblich war.

Haben sich westdeutsche Frauen also durch einen Selbständigkeits-Wahn in die Kinderlosigkeit hineinmanövriert? Sind Versäumnisse nicht eher dort zu suchen, wo politischer Gestaltungswille wohnt? Fragen, die anlässlich der Lesung eventuell zu diskutieren wären. PS

Susanne Gaschke: „Die Emanzipationsfalle“. München 2005, 224 S., 16 Euro. Lesung: Di, 8.11., 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38