EKD für Toleranz

Synode debattiert Thesenpapier. Kirche als „Ort des Widerstands“ gegen politisch-religiösen Extremismus

BERLIN taz ■ Mit einer Debatte über Toleranz in der Gesellschaft hat die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gestern in Berlin ihre Beratungen fortgesetzt. Das Kirchenparlament will gegen Ende der Tagung am Donnerstag unter dem Titel „Tolerant aus Glauben“ eine Erklärung verabschieden, in der politischem wie religiösem Extremismus ebenso widersprochen wird wie Antisemitismus und Rassismus.

Die evangelische Kirche sei ein „Ort des Widerstands“ gegen diese Erscheinungen, heißt es in dem Entwurf für eine „Kundgebung“ der Synode. „Sie wendet sich gegen alle politische und religiöse Praxis, die Menschen an Leib und Seele Schaden und Leid zufügt.“ Toleranz finde da ihre Grenzen, wenn die Freiheit dazu missbraucht werde, „sich selbst intolerant zu verhalten“. Ein direkter Bezug zu Auswüchsen von religiösem Fanatismus wird in dem Text vermieden.

Der CDU-Abgeordnete Hermann Gröhe sagte zum Toleranzbegriff, die Klarheit des eigenen Standpunktes müsse verbunden werden mit dem Respekt vor anderen Menschen. Vor dem Hintergrund der Unruhen in Frankreich bezeichnete Gröhe die geplante Erklärung als wichtigen Text. Das Ratsmitglied warnte davor, Ignoranz oder geistige Enge mit Toleranz zu verwechseln. Wenn zu lange darüber hinweggesehen werde, dass auch in Deutschland Mädchen beschnitten und zwangsverheiratet würden, habe dies nichts mit Respekt vor anderen Kulturen zu tun. „Es ist vielmehr schändliche Respektlosigkeit gegenüber den Opfern menschenfeindlicher Traditionen.“

In einer kontroversen Diskussion setzten sich mehrere Synodale für eine Konkretisierung des Resolutionsentwurfs ein. Der Jurist Lutz van Raden empfahl, die protestantischen Positionen stärker herauszuarbeiten. Am Vorabend hatte die Synode den Jülicher Superintendenten Klaus Eberl zu ihrem neuen Vizepräses gewählt. Der 49-jährige Theologe wurde Nachfolger des im Februar gestorbenen Theologieprofessors Michael Schibilsky. Präses der Synode ist die Nordhausener Oberbürgermeisterin Barbara Rinke.