Der Energiehunger wächst

Die Internationale Energieagentur rechnet mit einem Anstieg des globalen Verbrauchs um 50 Prozent bis 2030. Dennoch soll der Ölpreis bis dahin sinken

BERLIN taz ■ Der weltweite Energiehunger wird nach Einschätzung der Internationalen Energiebehörde (IEA) weiter wachsen. Die Behörde prognostiziert in ihrem „World Energy Outlook 2005“ einen Anstieg des weltweiten Energieverbrauchs um 50 Prozent bis 2030. Etwa zwei Drittel davon entfallen auf Öl und Gas.

Wie in ihren vergangenen Studien geht die IEA auch 2005 davon aus, dass die Zukunft den fossilen Energien gehört. Zwar wird erwähnt, dass die Solarenergie, Windenergie und Geothermie ein stärkeres Wachstum bevorsteht. Dennoch würde deren Anteil am Primärenergieverbrauch bis 2030 nur 2 Prozent erreichen.

Auch an anderen Stellen weicht die IEA, die in der jüngsten Vergangenheit verstärkt von Fachleuten kritisiert wurde, kaum von den Vorhersagen der vergangenen Jahre ab. Sie rechnet bis 2030 mit einem Ölpreis von 39 US-Dollar gegenüber 30 US-Dollar in früheren Prognosen. Dabei liegt der Ölpreis heute schon deutlich über 50 Dollar.

Allerdings räumt die IEA ein, dass der Anteil der Riesenölfelder an der Gesamtproduktion von heute 75 Prozent aufgrund der zunehmenden „Erschöpfung“ auf 40 Prozent bis 2030 zurückgehen wird. Mit dieser Vorhersage nähert sich die IEA den Anhängern der Peak-Oil-Theorie an, die den Höhepunkt der weltweiten Ölproduktion spätestens im kommenden Jahrzehnt erwarten. Die IEA geht allerdings nicht ganz so weit. Sie rechnet mit dem Höhepunkt der Ölförderung erst nach 2030. Allerdings schränkt sie ihre Prognose ein: „Es müssten mehr Lagerstätten nachgewiesen werden, um zu vermeiden, dass die Ölförderung schon vor 2030 ihren Gipfel erreicht.“ Außerdem gibt die IEA zu, dass es schwierig sei, „die Qualität der Angaben zu den nachgewiesenen Lagerstätten zu beurteilen“. Es fehle an „überprüfbaren Daten“.

Die Organisation betont, dass die zukünftigen Entwicklung des Energieverbrauchs nicht primär von der Geologie abhängt. Viel entscheidender sei die Höhe der Investitionen.

Unter Marktteilnehmern ist das aber umstritten. So hält der Terminhändler Otto Wiesmann dieses Vorgehen der IEA sogar für unseriös. „Man möchte an den Märkten keine Panik auslösen“, sagte Wiesmann der taz. Hätte die IEA mit ihrer These ausstehender Investitionen Recht, dann müsste jetzt bei diesem hohen Ölpreis investiert werden. „Dass sie dies nicht tun, liegt daran, dass gar nicht mehr genug Öl da ist.“ HAUKE RITZ

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