Ein Euro für die Sicherheit

Alle sollen bei der Fußball-WM anpacken. Innensenator Körting (SPD) hat dabei auch 1-Euro-Jobber bei der BVG im Visier. Ihre Anwesenheit soll den Fahrgästen das Gefühl von Sicherheit geben

VON KORBINIAN FRENZEL

Die Roboter dürften zu den skurrilsten Details des Konzepts gehören, mit dem der Berliner Senat für Sicherheit bei der Fußballweltmeisterschaft im kommenden Sommer sorgen will. Ausgestattet mit feinsten Sensoren, sollen sie mögliche chemische Giftstoffe frühzeitig bemerken, wenn sie um das Olympiastadion „Streife gehen“.

Aber auch bei den menschlichen Sicherheitskräften könnte die Besucher des Großereignisses Ungewöhnliches erwarten: Neben der Polizei sollen auch so genannte 1-Euro-Jobber für Ordnung sorgen. Das wünscht sich zumindest Innensenator Ehrhart Körting (SPD), wenn er an zusätzliches Personal für die landeseigene BVG denkt.

„Berlin muss die Sicherheit rund um das Turnier weitgehend alleine meistern“, sagte Körting gestern vor dem Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Gemeinsam mit der Berliner Polizei stellte er dort das Sicherheitskonzept für die sechs WM-Spiele und das Begleitprogramm vor. Anders als bei Großereignissen wie etwa dem 1. Mai werde man wahrscheinlich nicht auf Polizisten aus anderen Bundesländern zurückgreifen können.

Mit einer generellen Urlaubssperre bei der Berliner Polizei und privaten Sicherheitskräften will der Senator für ein sicheres Turnier sorgen. „Wenn Sponsoren große Events im Zusammenhang der WM veranstalten, müssen sie durch eigenes Personal ihren Beitrag zur öffentlichen Sicherheit leisten“, kündigte er an.

Neuland will der Innensenator durch den Einsatz von Arbeitslosen während der sechs Wochen im Juni und Juli 2006 betreten. „Wir können uns vorstellen, dass wir 1-Euro-Jobber als Begleitpersonal in U-Bahn-Zügen einsetzen“, sagte Körting. Uniformierte in den Zügen und Bussen der BVG könnten bereits durch ihre Anwesenheit das Sicherheitsgefühl von Fans und anderen Fahrgästen erhöhen.

Für Überraschung sorgte Körtings Vorschlag bei der BVG selbst. „Wir haben in dieser Frage noch nichts vom Senat gehört“, sagte die Sprecherin des Verkehrsunternehmens, Petra Reetz. Dort würde man gern auf die billigen Arbeitskräfte vom Arbeitsamt zurückgreifen, sieht aber rechtliche Probleme. „Wir wollten bereits 1-Euro-Jobs für so genannte Mobilitätshelfer schaffen, haben aber keine Genehmigung der Bundesagentur für Arbeit erhalten“, so Reetz. Auch wenn für die WM eine Ausnahme gemacht würde, bleibt man bei der BVG skeptisch. Denn 1-Euro-Jobber machten für das Unternehmen nur Sinn, wenn sie nach der WM weiterbeschäftigt werden dürfen. „Sonst lohnen sich die Investitionen für die Uniformen nicht.“ Aber auch ohne Arbeitslose werde man genug Personal aufbieten können, kündigte Reetz an: „Es haben sich über 300 Mitarbeiter freiwillig für den Dienst an Bahnhöfen gemeldet, um zu helfen.“