Im Pool sitzt es sich gemütlich

Der Stellenpool vermittelt zu wenig Leute, ist zu lahm und schlecht organisiert, kritisieren die Grünen. Die Finanzverwaltung streitet einige Vorwürfe ab, gibt andere aber zu

Der vor zwei Jahren eingerichtete Stellenpool des Landes hat nach Ansicht der Grünen genau den richtigen Namen. Gemütlich warm wie ein Whirlpool blubbert er chaotisch vor sich hin, mit einem Unterschied: keiner will rein. „Die bisherige Arbeit des Stellenpools ist ein Desaster“, sagte der grüne Haushaltsexperte Oliver Schruoffeneger gestern – von bisher 4.182 aufgenommenen Leuten seien nur acht Prozent auf reguläre Stellen versetzt worden. Eine Kritik, die die Finanzverwaltung umgehend als „völlig übertrieben und auf falschen Zahlen basierend“ zurückwies. Beide Kontrahenten werfen dabei mit Daten nur so um sich.

In den Jahren 2004 und 2005 hätten nur 1.168 von 4.182 MitarbeiterInnen, also gut ein Viertel, eine Fortbildung bekommen, führt Schruoffeneger aus. „Und dies auch nur, weil die Jobcenter und die Ordnungsämter viele neue Leute brauchten.“ Arbeitet die Organisation mit 80 Vermittlern, die überzählige Angestellte des öffentlichen Dienstes in neue Jobs bringen soll, so ineffektiv? Nein, sagt die Finanzverwaltung in Gestalt von Sprecher Matthias Kolbeck. „Erstens liegt die Qualifizierungsquote höher, zweitens ist es Unsinn, bei der Fortbildung nach dem Gießkannenprinzip vorzugehen.“ Fürs Jahr 2006 peile man etwa an, 2.000 Leute weiterzubilden.

Doch Schruoffeneger glaubt fest an Behördenbräsigkeit – die Behörden ließen sich mit der Abgabe der Leute zu viel Zeit: Im Jahr 2004 waren von 2.745 Überhangkräften bis zum 1. Juli lediglich 954 in den Pool versetzt, bis zum 1. November waren es 2.120. Kurz, schon die Vermittlung in den Pool läuft zäh. „Das sind alte Zahlen“, entgegnet Kolbeck von der Finanzverwaltung. Das Problem der Anfangsphase habe sich längst eingependelt.

Schruoffeneger vertritt die These, dass den Pool-Planern gar nicht klar sei, wen sie genau vermitteln sollen: „Im Moment können 18 Prozent der Mitarbeiter nicht beraten werden, weil sie noch gar nicht in der Datenbank auftauchen.“ Und, schlimmer noch, wenn sie es wüssten, täten sie es nicht. Beispielsweise befänden sich 81 Ärzte im Stellenpool. Gleichzeitig schlössen viele Verwaltungen Verträge mit externen Praxen, zum Beispiel für betriebsärztliche Untersuchungen. Was absurd klingt, hört sich aus Sicht der Finanzverwaltung anders an. Es gehe nur um 20 Ärzte, entgegnet Kolbeck. Und die seien entweder arbeitsunfähig oder sehr wohl im Einsatz.

Nur in einem Punkt sind Schruoffeneger und die Finanzverwaltung fast d’accord. In den Behörden fehle eine vernünftige mittelfristige Personalplanung. „Die Verwaltungen schaffen es nicht zu definieren, welche Mitarbeiter in zwei, drei Jahren in den Pool wandern“, sagt Schruoffeneger. „Ebenso wenig wissen sie, wo sie in diesem Zeitraum Bedarf an neuen Leuten haben.“ Außerdem kritisiert er ein länger bekanntes Problem. Die Verwaltungen täuschten der Öffentlichkeit vor, Stellen einzusparen, holten sie sich aber über den Pool zurück. Die Finanzverwaltung räumt ein, dass 864 Mitarbeiter aus dem Stellenpool neue Arbeit in der alten Dienststelle machen. 80 erledigen sogar die gleichen Aufgaben wie vorher.

Unter Verwaltungsangestellten gilt die Versetzung in den Stellenpool als Stigma. Kein Wunder. Wer dort landet, bleibt zwar im eigenen Büro sitzen. In Einzelfällen schraubten Vorgesetzte aber schon mal das Namensschild ab. ULRICH SCHULTE