Bezweifelte Verbesserung

Altona ist zum Bürgerentscheid über das Bismarckbad aufgerufen. Eine Initiative will es erhalten. Betreiber Bäderland und die Mehrheit der Bezirksversammlung halten das für unbezahlbar und schlagen Verkauf des Grundstücks und einen Neubau vor

von Gernot Knödler

Das Bismarck-Bad ist ein altes Haus mit Charakter. Davon, dass es im Jugendstil erbaut wurde, ist zwar fast nichts mehr zu erkennen. Doch vielen Altonaern ist das Bad direkt am Bahnhof ans Herz gewachsen. Sie haben hier Schwimmen gelernt, in der Sauna geschwitzt und sich auf der Dachterrasse im Häusermeer abgekühlt. Jetzt sind ihnen die Unterlagen für einen Bürgerentscheid ins Haus geschickt worden. Mit Diskussionveranstaltungen werben die Bürgerinitiative und die schwarz-grüne Mehrheit der Bezirksversammlung für ihre Positionen: Sanierung versus Abriss und Neubau an anderer Stelle (siehe Kasten).

Die Bäderland GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Stadt, steht als Betreiberin des Bades unter Druck, ihr Betriebskostendefizit zu verringern. Dabei ist sie zwar schon ein gutes Stück vorangekommen. 1994, im letzten Jahr vor der Verselbständigung, waren die Bäder 23 Millionen Euro in den Miesen, 2003 waren es 17,3 Millionen. Kostendeckungsgrad 70 Prozent. Doch dem Senat, der versucht, gegen einen ständig wachsenden Schuldenberg anzuschippen, reicht das nicht.

Das Bismarckbad soll dran glauben, weil es nach der Alster-Schwimmhalle das zweithöchste Defizit erwirtschaftet. Die Zahlen dazu verschweigt die städtische Firma. „Wir stehen in Konkurrenz“, sagt Bäderland-Sprecherin Kirsten Morisse. Private Saunen legten ihre Kalkulationen ja auch nicht offen. Die letzten Zahlen veröffentlichte 1999 der rot-grüne Senat. Damals machte das Bismarckbad umgerechnet gut eine Million Euro Miese, die Alsterschwimmhalle anderthalb. Überdies wäre es Bäderland zufolge ziemlich teuer, das Bismarckbad zu sanieren

Glaubt man Bäderland und der schwarz-grünen Koalition im Bezirk, ließe sich diese missliche Situation durch einen Neubau an der Holstenstraße zum Guten wenden. GAL und CDU haben dazu mit dem Senat einen komplizierten Deal ausgeheckt, den CDU-Fraktionschef Uwe Szczesny so schildert: Auf dem Gelände der Bruno-Tesch-Schule und einem Teil des Walter-Möller-Parks soll ein neues Kombi-Bad mit mehreren Innen-, einem 25-Meter Außenbecken, einer Kinder-Wasserlandschaft und einer Sauna gebaut werden. In selben städtebaulichen Aufwasch würde die Schule samt Sporthalle neu gebaut.

Der Schulbau würde durch die Schließung der benachbarten Schule Chemnitzstraße finanziert, an deren Stelle 120 Wohnungen rücken könnten. Das neue Schwimmbad würde vom Verkauf des Bismarckbad-Grundstückes profitieren, das sahnemäßig zwischen den Einkaufszentren Mercado und Altonaer Bahnhof liegt. Über einen Verkauf verhandelt Bäderland mit mehreren Interessenten.

„Das Grundstück ist es, worum es geht, nicht das Bad“, vermutet die Bürgerinitiative. Sie bezweifelt, dass es zu dem Neubau kommen wird. Es gebe weder Planungssicherheit noch ein abgesichertes Finanzierungskonzept. Außerdem sei zu befürchten, dass die St.Pauli-Schwimmhalle in der Budapester Straße ebenfalls geschlossen werde. „Ole von Beust hat Schwarz-Grün in Altona seine volle Unterstützung zugesagt“, versichert dagegen die Vorsitzende der Bezirksfraktion Gesche Boehlich. Zum Bad in der Budapester Straße gibt es Bäderland zufolge „keinen Beschluss“.