BVG gegen den Rest der Welt

Mit ihrem Vorstoß, im nächsten Jahr die Ticketpreise erneut kräftig zu erhöhen, bringt die BVG Fahrgäste und Verkehrssenatorin gegen sich auf. Doch durchkommen wird sie damit wohl nicht

VON ULRICH SCHULTE

Die BVG, die als Landesunternehmen den Berlinern gehört, schafft es zuverlässig, ihre Besitzer zu verprellen. Der am Wochenende bekannt gewordene Plan, die Ticketpreise zum 1. August 2006 abermals kräftig zu erhöhen, ruft bei Fahrgästen, Fachpolitikern und Senat Empörung hervor. Machte die BVG ihn wahr, bräche sie ein im Februar gegebenes Versprechen.

Der verstorbene BVG-Chef Andreas Graf von Arnim hatte dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) zugesichert, den Fahrgästen 2006 nicht tiefer in die Tasche zu greifen. Erst nach dieser Beteuerung hatte der Senat die überproportional hohe Preissteigerung zum 1. August dieses Jahres genehmigt. Nichtsdestotrotz hat sich der Beirat der regionalen Verkehrsbetriebe – BVG und S-Bahn vorneweg – auf Aufschläge geeinigt (siehe Kasten): Ab August soll etwa das Einzelticket AB 2,30 Euro statt bisher 2,10 Euro kosten, so die Idee des Beirats. Er begründet sie mit steigenden Energiekosten.

Ebenjene machen bei den Firmen im Schnitt unter 10 Prozent ihrer Kosten aus, hat der Verband deutscher Verkehrsunternehmen ausgerechnet. Dennoch ist für die BVG ihr Versprechen Schnee von gestern – aller Voraussicht nach wird sie aber mit der Taktik nicht durchkommen. Denn der Beirat erarbeitet zwar einen Vorschlag. Über den muss aber der VBB-Aufsichtsrat entscheiden. In ihm sitzen Politiker der Länder Berlin und Brandenburg – für die Hauptstadt etwa Verkehrsstaatssekretärin Maria Krautzberger (SPD) –, aber auch der Landkreise und Städte der Region. Für Verkehrssenatorin Junge-Reyer ist klar: „Eine Erhöhung 2006 gibt es nicht. Die Absprache gilt“, so eine Sprecherin. Schließlich sei das Unternehmen vertraglich zu „auskömmlichen Tarifen“ verpflichtet.

Der Fahrgastverband Igeb nennt den Vorstoß „völlig inakzeptabel“, und auch im Parlament fahren BVG und Co. vor die Wand: „Eine Unverschämtheit“ sei der Wortbruch – und belaste das Verhältnis zwischen BVG und Land, sagt SPD-Verkehrsfachmann Christian Gaebler. „Bei der BVG verfahren einige Leute stur nach Schema F, ohne sich zu überlegen, wie sehr sie ihrem Unternehmen schaden.“

Selbst der Verkehrsverbund wurde von dem Vorstoß überrascht: „Aus unserer Sicht bleiben die Preise 2006 stabil“, sagt Sprecherin Gabriele Mittag. Steigende Energiepreise könnten sich die Betriebe anders zunutze machen: indem sie Autofahrer mit attraktiven Bedingungen zum Umsteigen bewegten.