der homosexuelle mann … von ELMAR KRAUSHAAR
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… ist ein Spieler. Nein, keiner der am Roulettetisch fiebert oder die Nächte durchzockt, sondern eher einer wie es Kinder sind: mit Verstecken und Verkleiden und vielen Freunden Spaß haben, damit es nicht langweilig wird im Leben. Des homosexuellen Mannes liebstes Spielfeld ist seine Sexualität. Da ist er ganz bei sich, ungestört und ungehemmt. Wie unter einer Käseglocke ist er mit sich und den seinen zugange, ohne Strafe und ohne, dass es irgendeinen interessiert. Das ist der Fortschritt.

Nach den Nächten in stockdunklen Räumen, nur bekleidet mit Helm und Grubenlampe auf dem Kopf, und den Abenteuerpartys mit viel Prügel auf sterilen Patientenpritschen ist der „Fickstutenmarkt“ der neueste Schrei der Spielesaison. Die Märkte haben einen kolossalen Zulauf und sind nach einfachen, aber strengen Regeln organisiert. Einer Entscheidung muss sich jeder Marktbesucher vorab stellen: Stute oder Hengst? Denn zunächst werden nur die Stuten eingelassen und ausgekleidet. Dann bekommen sie als Sichtschutz einen Baumwollsack über den Kopf, in der Farbe Weiß für gesicherten Sex, in Rot, wenn es egal sein soll. Anschließend werden die Stuten an den Händen gefesselt und weitläufig in den Deckräumen angeleint. Freundliche Stallburschen sind für die Drinks der Stuten zuständig oder den sicheren Gang auf die Toilette. Erst jetzt dürfen die Hengste rein, gekleidet der Rolle entsprechend, möglichst nicht im selbst gestrickten Pullover. Gekonnt prüfen sie das Angebot und können dann die Stute ihrer Wahl ableinen und für den weiteren Kontakt an einen kommoden Deckplatz führen.

Nicht jeder darf mitspielen, gleich am Eingang werden jene zurückgewiesen, die betrunken sind oder unter Drogen stehen, die ungewaschen und verdreckt erscheinen, die – so heißt es in den Regeln – „extremes Übergewicht“ haben oder zu den – wieder Zitat aus der Spieleanleitung der Veranstalter – „klassischen Die-im-Darkroom-penetrant-rumgrabbeln-weil-sie-sonst-nichts-abbekommen-Typen“ gehören. Im Geschehen selbst ist der Hengst, genau wie im richtigen Leben, Herr der Lage. Die Stuten dürfen ihm nichts abschlagen, müssen allen seinen Anweisungen gehorchen und dürfen – Spielregel Nummer eins – zu keinem Zeitpunkt ihren Baumwollsack vom Kopf nehmen. „Erst wenn der letzte Hengst gegangen ist, wird den Stuten der Sichtschutz abgenommen, sodass sie sich anziehen und die Räumlichkeiten verlassen können.“ In Wien, erzählt man sich in Berlin, tragen die Stuten wollene Skimützen statt der Baumwollsäcke über dem Kopf.

Keine Stute wird zum Hengst und umgekehrt, das Regelwerk ist streng und wird genau kontrolliert. Abweichungen sind nicht erlaubt. Wo Lust und Leidenschaft ihren Platz haben, herrschen Zucht und Ordnung. Dermaßen eingesperrt, lassen sich die Fantasien grenzenlos ausleben. Der homosexuelle Mann ist ein Meister in der perfekten Inszenierung seiner sexuellen Räusche. Und ist eine Military-Orgie angesagt, darf die Gulaschkanone nicht fehlen. Dafür, pariert ein schwuler Beobachter den neuesten Partyspaß, „haben die Schwulen Artikel 1 Grundgesetz – die Würde des Menschen ist unantastbar – für sich außer Kraft gesetzt“.