Berlin als Vorreiter

Die von der Bundesregierung angekündigten Sparrunden bei Beamten sind für Berliner Staatsdiener schon Alltag

Die CDU und SPD im Koalitionsvertrag vereinbarten Einsparungen bei Bundesbeamten betreffen in Berlin etwa 50.000 Menschen. Davon arbeiten 15.000 in den Bundesministerien, 18.000 in den oberen Bundesbehörden, etwa 17.000 bei der Bundespolizei und der Bundeswehr. Sie sollen in Zukunft nur noch die Hälfte des bisherigen Weihnachtsgeldes erhalten.

Für viele Berliner Landesbeamte dürften die Ankündigungen der künftigen Regierung wie eine Genugtuung klingen. Sind sie doch längst an solche Zahlen gewöhnt. „Berlin zahlt das geringste jährliche Weihnachtsgeld in ganz Deutschland“, sagt Joachim Jetschmann, Vorsitzender des Deutschen Beamtenbundes (dbb) Berlin. Urlaubsgeld gebe es seit zwei Jahren nicht mehr. Während es beispielsweise in Brandenburg 1.090 Euro Weihnachtsgeld pro Jahr und in Bayern mindestens 65 Prozent eines Monatsgehalts für Landesbeamte gibt, werden in Berlin jährlich 640 Euro pauschal für alle Besoldungsstufen gezahlt. Grund dafür ist die Umsetzung der Öffnungsklausel 2003/04: Danach dürfen die Länder selbst über die Höhe der Besoldung ihrer Beamten bestimmen.

Aufgrund des geringen Weihnachtsgeldes ist in Berlin der Unterschied zwischen Landes- und Bundesbeamten besonders groß. „Natürlich entscheiden die jungen Leute, wenn sie sich bewerben, auch nach der Höhe des Weihnachtsgeldes“, sagt Jetschmann. Jüngere Kollegen, besonders Fachleute, hätten sich daher in den vergangenen Jahren eher zum Bund hin orientiert. Die Situation werde sich weiter verschlechtern, weil sie nun verstärkt in die freie Wirtschaft wandern, glaubt er. Eine ähnliche Entwicklung habe schon der großen Besoldungsunterschied zwischen Berlin und Brandenburg gefördert: Viele Lehrer, sagt Jetschmann, seien deswegen lieber an Schulen in Potsdam, Eberswalde oder Frankfurt (Oder) gegangen als an Schulen in Berlin. FRIEDERIKE MEYER